Besonders in den größeren Innenstädten und Einkaufszentren Deutschlands wird der stationäre Handel immer flexibler, komfortabler und digitaler. Zwei Befragungen, die im Sommer 2021 im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom durchgeführt wurden, zeigen, dass sich der stationäre Einzelhandel in den nächsten Jahren nicht nur ändern muss, sondern sich auch verändern wird. Dabei gehe es allerdings nicht um einen Entweder-Oder-Konkurrenzkampf mit den Bereichen Online-Shopping und eCommerce.

Immer häufiger lassen sich in diversen Supermärkten und anderen Geschäften des stationären Einzelhandels, besonders in den deutschen Innenstädten, größtenteils digitale Möglichkeiten des Einkaufens entdecken, welche den klassischen Bezahlprozess an einer Fließbandkasse mitsamt Verkaufspersonal quasi überflüssig machen. Stattdessen wird am Eingang des Supermarkts ein spezieller Scanner mitgenommen, mit welchem die gewünschten Produkte anhand ihres Barcodes direkt beim Mitnehmen eingescannt werden können. Die Summe für diese moderne Variante des Einkaufs im Supermarkt wird dann an einer speziellen Kasse ohne Personal ebenfalls digital bezahlt. Als „Berechtigungsschein“ für das Verlassen des Geschäfts dient dann in der Regel die erhaltene Quittung.

Immer mehr Einzelhändler und Supermärkte experimentieren allerdings zum Beispiel auch mit eigenen, speziellen Apps, mit welchen die eingekauften Produkte beim Verlassen des Ladens automatisch, natürlich ebenfalls rein digital, bezahlt werden. Laut der Ergebnisse der vom Digitalverband Bitkom durchgeführten Befragungen, bei denen mehr als 500 Handelsunternehmen auf der einen und gut 1.000 deutsche Internetnutzer ab 16 Jahren auf der anderen Seite befragt wurden, rechnet jeder Zweite damit, dass 2030 immer mehr Geschäfte durchgängig geöffnet haben und größtenteils auf Verkaufspersonal verzichten könnten.

Stationärer Einzelhandel ohne Bargeld, Kassen und Verkaufspersonal?

Etwa 51 Prozent der befragten Nutzer und sogar 69 Prozent der Groß- und Einzelhändler rechnen zudem damit, dass klassische Fließbandkassen schon bald vollständig aus den meisten Geschäften verschwinden könnten und der Bezahlvorgang immer weiter digitalisiert sowie automatisiert wird. Diese moderne, neue Form des Einkaufens, oftmals New Retail genannt, befindet sich auf deutschem Boden noch größtenteils in einer Experimentier- und Prototypenphase, ist auf internationaler Ebene, vor allem im asiatischen Raum, allerdings schon teilweise alltägliche Realität.

Auch das Festhalten am traditionellen Bargeld, also Euro-Scheinen und -Münzen, welches besonders in Deutschland noch überaus verbreitet ist, könnte zumindest laut den Ergebnissen der Befragungen bald Geschichte sein. Während 50 Prozent der befragten Nutzer schon heute, sofern möglich, auf ein Bezahlen mit Bargeld verzichten, gehen 46 Prozent davon aus, dass dieses künftig in den meisten Geschäften nicht mehr angenommen werden wird. Bei den befragten Händlern rechnen immerhin noch 28 Prozent damit, dass in Zukunft vollständig digital bezahlt werden muss.

Besonders die durch die internationale Corona-Pandemie verursachte Krise habe bei vielen Verbrauchern dafür gesorgt, dem stationären Einzelhandel trotz des immer verbreiteteren Online-Shoppings wieder mehr zu unterstützen und gerade persönlich bekannten Geschäften und Ladeninhabern die Treue in problematischen Zeiten zu halten. Diese Angabe haben 60 Prozent der befragten Online-User gemacht. Mit 61 Prozent wünschen sich quasi ebenso viele Kunden allerdings auch ein entsprechendes Online-Angebot der lokalen Stammgeschäfte.

Omnichannel – Die Zukunft des Handels in Deutschland?

82 Prozent der befragten Internetnutzer und 71 Prozent der Händler gaben an, dass sich der stationäre Handel in den Innenstädten neu erfinden muss, um besser vor künftigen Krisen geschützt zu sein und auch langfristig wieder Erfolg haben zu können. Dabei geht es nicht um einen feindlichen Existenzkampf zwischen dem stationären Einzelhandel und der Welt von eCommerce und Online-Shopping, sondern um eine zeitgemäße und intelligente Fusion der besten Elemente beider Welten, bei der die Wünsche und Bedürfnisse der Kundschaft im Vordergrund stehen. Diese sogenannte Omnichannel-Strategie wird in Deutschland besonders im Bereich der großen Handelsketten für Unterhaltungselektronik bereits erfolgreich verfolgt.