Das Wachstum der Onlinehandel-Marktplätze nimmt weiter zu. Derzeit ist es zweistellig, ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Dennoch steigt die Anzahl an Retouren. Wirtschaftsforscher schätzen, dass im deutschen Onlinehandel allein 2019 bis zu 300 Millionen Pakete mit 500 Millionen Artikel von Kunden zurückgeschickt wurden. Die Quote liegt bei 13 Prozent. Gerade in speziellen Warengruppen wie bei Kleidung ist die Retouren-Quote besonders hoch. Der neue Höchststand zeigt eine Konstanz zum Vorjahr. Die Gründe für die negativen Begleiterscheinungen sind vielfältig.

Hoher Komfort führt zu Vielzahl an Retouren

Parkplatzsuchen in der Innenstadt und lange Schlangen an der Kasse wichen schon bald dem neuen Erlebnis online, bequem per Mausklick auf Shoppingtour zu gehen. Kurze Lieferzeiten und eine stressbefreite Kaufabwicklung machten den Internethandel für Kunden binnen kurzer Zeit nachhaltig attraktiv. Es dauerte ebenfalls nicht lange und der Onlinehandel machte dem stationären Einzelhandel das Überleben zunehmend schwerer. Die Profiteure des rasant wachsenden Onlinehandels waren unter anderem die Paketdienste wie Fedex, Deutsche Post und UPS.

Der boomende Onlinehandel birgt jedoch eine ernstzunehmende Schattenseite. Gemeint ist die Rücksendeflut von Paketen mit Produkten in mehrfacher Ausführung und verschiedenen Größen. Hinzu kommt die Teilvernichtung durch die Anbieter der Retouren von 4 Prozent jährlich. Onlinehändler beklagen die große Anzahl an Retouren. Sie sehen die Gründe in einem leichtfertigen Kaufverhalten der Kunden, ohne dass diese sich an den Kosten der selbst herbeigeführten Nachteile beteiligen müssen. Und doch weigern sich die meisten Anbieter ihren Kunden die Zusatzleistung in Rechnung zu stellen. Sie ziehen es vor zu entsorgen, anstatt ihre Regale mit Retouren zu blockieren. Auch als Spende deklariert wird die Ware zur sogenannten „unentgeltliche Wertabgabe“ und ist für den Onlineanbieter umsatzsteuerpflichtig.

Einführung von Retouren-Gebühren

Das Einkaufen im Internet ist deshalb so beliebt, weil es rund um die Uhr und unabhängig von den Öffnungszeiten möglich ist, und dem Kunden – anders als im stationären Handel – ein 14-tägiges Widerrufrecht zugebilligt wird. Für Umweltschützer gilt dieses Recht als Hauptkritikpunkt der Thematik. Nach Ansicht der Wissenschaftler können die wachsenden Müllberge und die ansteigende Klimabelastung durch CO2 nur durch eine verschärfte Obhutspflicht und Retouren-Gebühren wirksam bekämpft werden. Bisher erheben aber nur 15 Prozent der Onlinehändler – zumeist kleinere Shops – Retouren-Gebühren. Große und namhafte Shops stehen solchen Entgelten ablehnend gegenüber. Die gleiche Ablehnung erfährt eine von der Bundesregierung in Erwägung gezogene gesetzlich vorgeschriebene Mindestgebühr bei gleichzeitiger Neuanbietung der zurückgesandten Waren. Ein Ausnahmefall stellen Edelmetallshops dar. Unternehmen, die nachhaltig und umweltbewusst arbeiten, greifen auf Recyclingprozesse zurück.

In der von der Bundesregierung vorgeschlagenen Änderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) sollen Plattformbetreiber und Hersteller ihre Produkte gebrauchsfähig halten, und gleichzeitig ihre Entsorgung transparenter machen. Die Ultima Ratio erlaubt nur dann eine Vernichtung, wenn ein Verkauf oder eine Spende nach allen Seiten der Abwägung – auch der, der Gefahr für die Gesundheit – nicht mehr vertretbar ist. Wissenschaftler sowie das Bundesamt für Umwelt nennen die Flut an Retouren einen unhaltbaren Zustand. Onlineanbieter hingegen sehen in den kostenlosen Rücksendungen strategische Vorteile im Wettbewerb.

Quellen

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Wirtschaftsforscher-2019-neuer-Rekord-bei-Retouren-im-Onlinehandel-4644258.html

https://www.hz.de/wirtschaft/wirtschaft-ueberregional/rekord-bei_-retouren-42907974.html

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Wirtschaftsforscher-2019-neuer-Rekord-bei-Retouren-im-Onlinehandel-4644258.html

https://www.ksta.de/wirtschaft/500-millionen-produkte-zurueckgeschickt-neuer-hoechststand-bei-online-ruecksendungen-33788916

https://www.valvero.de/edelmetallrecycling.html