Marcus Wellhöner ist Immobilien-Experte mit mehr als 25 Jahren Erfahrung im Immobilien- und Interimsmanagement. Er ist Geschäftsführer und Gesellschafter der Wellhöner Gruppe, die immobilienbezogene Dienstleistungen in den Bereichen Immobilien, Services und Consulting anbieten. Marcus Wellhöner berät mit seiner Expertise sowohl Eigentümer als auch Mieter.

Wohn- und Gewerberaum werden stets dringend benötigt, doch der wachsenden Immobilienlandschaft weichen grüne Flächen und der Platz für erforderliche Ausgleichsflächen wird knapp. An diesem Punkt lohnt sich ein Blick nach oben, denn hier bietet eine oft übersehene Fläche enormes Potenzial: das Dach. Die Begrünung von Dächern ist keine neue Erfindung, jedoch wird diese Möglichkeit, allen Vorteilen zum Trotz, noch zu wenig genutzt.

Die unterschätzten Vorzüge grüner Dächer

Grüne Dächer sind nicht nur eine ästhetische Ergänzung, sondern bieten eine Vielzahl von praktischen Vorteilen für Städte, Immobilienbesitzer und die Umwelt im Allgemeinen. Sie helfen dabei, das städtische Mikroklima zu regulieren, indem sie die Temperatur auf den Dachflächen senken und zur Reduzierung von Hitzeinseln beitragen. Zudem dienen sie als natürliche Dämmung, was zu Energieeinsparungen und einem verbesserten Raumklima in den darunter liegenden Gebäuden führt. Darüber hinaus tragen sie zur Verbesserung der Luftqualität bei, indem sie Feinstaub filtern und Sauerstoff produzieren. Nicht zuletzt fördern sie die Biodiversität, indem sie Lebensraum für Pflanzen und Tiere bieten.

Desinteresse oder Unwissenheit? Grüne Dächer werden noch zu wenig umgesetzt

Trotz des wachsenden Interesses an Dach- und Fassadenbegrünungen und der zunehmenden Verfügbarkeit von Fördermitteln bleiben viele Dächer in Deutschland bislang unbegrünt. Ein Grund dafür könnte das fehlende Bewusstsein für die Vorteile von Gründächern sein. Studien zeigen, dass viele Immobilienbesitzer sich der ökologischen und ökonomischen Vorzüge von Dachbegrünungen nicht bewusst sind oder sie unterschätzen. Man nehme zum Beispiel den Marktreport Gebäudegrün von 2022 des Bundesverbands GebäudeGrün e.V. (BuGG): Dort heißt es, dass im Jahr 2021 in Deutschland etwa 8,7 Millionen Quadratmeter neue Gründachflächen geschaffen wurden, was jedoch nur etwa 9,6% der neu entstandenen Flachdachflächen entspricht. Ähnliches lässt sich auch in den darauffolgenden Jahren beobachten.

Ein weiterer Grund dafür könnten die teils komplizierten Planungs- und Genehmigungsprozesse sein. Bauherren und Eigentümer können davon schnell abgeschreckt werden. Verwaltungen und Berater müssen entsprechend geschult und weitergebildet werden, sodass das Interesse in Taten umgewandelt werden kann.

Wovon auf jeden Fall jedem Sparfuchs und Heimwerker abzuraten ist, ist die Selbst-Begrünung der Dächer. Do-it-Yourself-Lösungen führen hier meist zu größerem Schaden und noch höheren Kosten.

Grünflächen fördern und popularisieren

Um das Potenzial von Gründächern und Fassadenbegrünungen voll auszuschöpfen, ist es entscheidend, nicht nur das Bewusstsein für ihre Vorteile zu stärken, sondern gezielte Maßnahmen zur Förderung und Popularisierung dieser Praktiken zu ergreifen. Einige Städte bieten bereits Finanzierungsprogramme an, die sowohl die Dächer auf Häusern als auch von Garagen betreffen.

Welche Arten der Begrünung gibt es? Wer setzt diese um? Wie viel kostet eine Begrünung? Geht Begrünung nur auf flachen Dächern? Welchen Nutzen hat sie für die Umwelt und für einen selbst? All diese Fragen stellen sich Eigentümer, und genau diese Fragen gilt es zu beantworten. Aufklärungsarbeit ist hier das entscheidende Stichwort!

Auf dem Weg in eine grünere Zukunft

Dach- und Fassadenbegrünungen markieren einen bedeutenden Schritt auf dem Weg in eine grünere und nachhaltigere Zukunft. Der verstärkte Fokus auf Grünflächen in städtischen Räumen geht Hand in Hand mit einem wachsenden Verständnis für die positiven Auswirkungen von Dach- und Fassadenbegrünungen auf die Umwelt, die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen. Die vielfältigen ökologischen und sozialen Vorteile von Grünflächen sind mittlerweile weitgehend anerkannt und werden zunehmend in urbanen Planungsstrategien integriert.

Dass die kommunalen Förderprogramme steigen, also in immer mehr Städten Einzug halten, unterstreicht die wachsende Bedeutung dieser grünen Infrastruktur für die Stadtentwicklung. Wer einen Blick auf verschiedene Baupläne für beispielsweise eine Entwicklung der Stadtmitte wirft, der wird feststellen, dass begrünte Dächer in diese Pläne einbezogen wurden und diese teilweise sogar dominieren! Der Grund: Finanzielle Anreize und verbindliche Angaben, die ein Bewusstsein für den Nutzen der Grünflächen schaffen.

Leider ist der „Trend“ – wenn man es denn als solchen bezeichnen möchte – zu mehr Grünflächen in urbanen Gebieten nach wie vor nicht flächendeckend, und bis dahin gibt es wohl auch noch einige Hindernisse zu überwinden. Doch eine ganzheitliche und kooperative Planung und Umsetzung durch Städte, Bauherren, Unternehmen und Privateigentümer kann den Weg hin zu einer grünen Zukunft ebnen.


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