Während sich das Jahr 2020 dem Ende neigt, diktiert die Corona-Pandemie unverändert den Tagesrhythmus der europäischen Bevölkerung. Abstandsregeln und Hygienevorschriften müssen weiterhin beachtet werden, während der, im November 2020 ausgerufene, Lockdown-Light noch keine messbare Entlastung erzielte. So wird nicht nur die Bevölkerung, sondern auch jedes Unternehmen weiterhin einer harten Probe unterzogen. Besonders anhaltende Home-Office-Auflagen und die Kurzarbeit haben Konsequenzen für die Immobilienbranche.

Marcus Wellhöner, arrivierter Immobilienmakler und geschäftsführender Gesellschafter der Wellhöner Immobilienmanagement GmbH & Co. KG, erkläre sich bereit, eine Einschätzung über die Folgen der Corona-Pandemie für die Immobilienbranche zu geben. Mit über 25 Jahren Erfahrung in den Bereichen Immobilienmanagement und Interims Management besitzt Marcus Wellhöner große Expertise in der Vermittlung, Verwaltung und Bewertung von Immobilien. Des Weiteren ist Marcus Wellhöner auch in beratender Rolle für seine Kunden tätig und hat dabei stets die Zufriedenheit sowohl von Immobilieneigentümern als auch Mietern im Blick und sorgt mit Erfahrung und Kompetenz für die Zufriedenheit aller Parteien.

Vielen Dank, Herr Wellhöner!

Herr Wellhöner, wie würden Sie die Auswirkungen der Home-Office-Umsetzung auf Büroimmobilien bewerten?

Generell verhält es sich so, dass die Auswirkungen des Home-Office auf die Vermietungsquoten der Büroimmobilien aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und eingeschätzt werden müssen. Es kann erwartet werden, dass die Corona-Pandemie sich besonders auf den Abschluss der Bauvorhaben auswirken wird. Ausschlaggebende Faktoren für die Abwicklung der Vorhaben werden dabei besonders die Vermietungsquoten und die Sicherheit der Finanzierung sein. Ungesicherte Finanzierung und geringe Quoten wirken sich dabei natürlich negativ auf das Bauvorhaben aus. Allerdings kann aktuell davon ausgegangen werden, dass ein Großteil der Bauten abgeschlossen wird, was auf hohe, bereits abgeschlossene Vermietungsquoten und den großen Markt in den deutschen A-Städten zurückzuführen ist. Anders sieht es jedoch bei Bauvorhaben aus, die sich noch in der Planung befinden. Hier kann mit Verzögerungen des Bauabschlusses aufgrund der Corona-Pandemie gerechnet werden.

Die leicht geminderte Fertigstellung sorgt, in Kombination mit einer Verzögerung neuer Projekte, für ein reduziertes Angebot neuer Büroflächen, wodurch wenige Leerstände provoziert werden. Folglich kann eine Stabilität der üblichen Büromieten abgeleitet werden. Dies gilt sowohl für die deutschen A- als auch B-Städte.

Der Umgang der Gesellschaft mit dem Home-Office nach erfolgreich überstandener Pandemie kann aber noch nicht final eingeschätzt werden, wodurch die benötigte Bürofläche nur grob skizziert werden kann. So stehen immer noch der soziale und kreativitätsfördernde Kontakt mit den Kollegen und ein fester Arbeitsplatz beziehungsweise Arbeitsalltag den Vorteilen des Home-Office gegenüber.

Sehr interessant! Wie würden sie denn die Veränderungen bei den Wohnimmobilien einschätzen, Herr Wellhöner?

Trotz der Unvorhersehbarkeit der Pandemie, lässt sich kein Einbruch bei den Wohnimmobilien konstatieren. Weder die Miet- noch die Kaufpreise unterliegen einem veränderten Trend. Glücklicherweise zeigten die Corona-Hilfsmittel, wie die Stabilisierung der Einkommen und schnellere Verfügung von Wohngeld, Wirkung, wodurch nur ein geringer Teil der Bevölkerung auf ein Aussetzen der Mietzahlungen zurückgreifen musste. Auf diese Weise konnte auch eine Verschuldung der Bevölkerung durch aufgeschobene Zahlungen verhindert werden, was sich ebenfalls auf Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser positiv auswirkt. Besonders interessant ist, dass bei breiter Akzeptanz und Umsetzung des Home-Office die Wohnungsgrößen steigen könnten, da nun ebenfalls der Arbeitsplatz integriert werden muss. Dies wiederum würde sich positiv auf den Markt auswirken. Allerdings lassen sich die Auswirkungen des zweiten Lockdowns bisher nicht einschätzen, da dieser noch andauert.

Wie steht es denn um Immobilien in den B-Städten?

Wie bereits erwähnt könnte eine Folge der Corona-Pandemie sein, dass das Home-Office breite Anerkennung nicht nur bei den Arbeitnehmern, sondern auch Arbeitgebern findet. Dadurch könnten Arbeitnehmer bewegt werden, ihren Wohnraum auch weiter von ihrem Arbeitsplatz entfernt zu wählen, wodurch eine Suburbanisierung wahrscheinlich wäre. Dies lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch ebenfalls nicht genau vorhersagen. Ein- und Zweifamilienhäuser sind vor allem in den ländlichen Gebieten besonders marktprägend. Hierbei können aber ebenfalls nur geringe Auswirkungen der Corona-Pandemie verzeichnet werden, was sich durch einen leicht gebremsten Anstieg der Angebotspreise im ersten Halbjahr 2020 widerspiegelt.

Herr Wellhöner, wie würden Sie eine Immobilienanlage unter den aktuellen Umständen beurteilen?

Auch während der Corona-Pandemie sehen viele Deutsche Immobilienanlagen als eine gute Investition und Kapitalanlage an. Hatten Immobilien schon immer den Ruf, eine gute Wertanlage für Vermögensbildung zu sein, so wird vor allem auch die Eigenschaft, krisenfest zu sein, geschätzt, während die seit Jahren konstante Renditeentwicklung das Vertrauen der Anleger weiterhin fördert. Wie bereits erwähnt ist die Zahl der Zwangsversteigerungen glücklicherweise mehr als überschaubar ausgefallen, was sicherlich auch auf günstige Kredite zurückzuführen ist. Dadurch wurde der Markt nicht mit diesen zwangsversteigerten Immobilien gefüllt und die Preise blieben stabil. Das festigte wiederum das Vertrauen in die krisensicheren Immobilienanlagen.

Anlegern, die nicht über das benötigte Eigenkapital für einen Direktkauft verfügen, oder die eine Überschuldung umgehen möchten, ist zu raten, auf indirekte Immobilienanlagen zurückzugreifen. Das kann zum Beispiel in Form von Immobilienfonds oder Aktien von Immobilienunternehmen geschehen.

Abschließend muss der zweite Lockdown jedoch abgewartet werden, um die genauen Auswirkungen bestimmen zu können.

Danke schön, Herr Wellhöner!

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