Der Siegeszug grüner Anlagestrategien hat die Suche nach Diversifikation bei den verwendbaren Branchen zur Folge. Der Markt sucht mit großem Nachdruck weitere Unternehmensformen, die sich für das Portfolio grüner Bonds eignen. Dabei fällt der Fokus seit einiger Zeit zunehmend auch auf Versicherungsunternehmen. Hier gibt es bereits erste interessante Entwicklungen, doch insgesamt liegt vor der Versicherungsbranche noch eine Phase der Orientierung und Adaption.

Der Blick in die Tiefe bei ESG-Produkten ist der einzige Weg, um die Spreu vom Weizen zu trennen, insbesondere auf dem Gebiet des Impact Investing. Dabei fallen zunehmend auch Unternehmen auf, die nicht primär mit den Themen Umwelt und Soziales zu tun haben. Die Versicherungsbranche ist einer dieser Sektoren.

Versicherer können durchaus grün sein

Interessanterweise haben Versicherungsunternehmen eine ansehnliche Palette an Möglichkeiten, sich als nachhaltig und ESG-konform zu positionieren. Es verwundert, dass die Versicherungsbranche nicht schon früher auf diesen Zug aufgesprungen ist – andere Branchen, wie beispielsweise der Einzelhandel, müssen da schon erheblich anstrengendere Klimmzüge unternehmen, um sich als Kandidaten für Green Invest zu qualifizieren.

Allem voran haben Versicherungen über das Kapital, das sie verwalten, einen effektiven Hebel an der Hand, um den Nachhaltigkeitsgedanken nach vorne zu bringen. Der Versicherer kann bei seinen Investments aus eigener Initiative ESG-Kriterien in den Vordergrund stellen, sich sogar dem Impact Investing zuwenden. Die Folge: Das Versicherungsunternehmen wird selbst zu einem hochwertigen Kandidaten für grüne Anlageprodukte.

Versicherer können Kunden positiv beeinflussen

Ein weites Feld an Initiativen zur Förderung der Nachhaltigkeit haben Versicherer bei der Gestaltung ihrer Produkte an der Hand. Hier gibt es eine quasi unbegrenzte Vielfalt an Maßnahmen und Incentives, um die eigene Klientel zu umweltbewusstem Handeln zu motivieren – und sich damit selbst zum nachhaltigen Unternehmen aufzuwerten.

Gerade Sachversicherungen haben in dieser Richtung schon vielversprechende Produkte auf den Weg gebracht. Die Idee dahinter: Kunden mit höheren Leistungen zu belohnen, wenn sie sich umweltbewusst und nachhaltig verhalten. So zeichnen einige Gesellschaften ihre Versicherungsnehmer mit höheren Leistungen aus, wenn sie sich bei der Beschaffung von Ersatzgeräten für recycelte oder der höchsten Effizienzklasse angehörende Produkte entscheiden.

Für jede Versicherungssparte gibt es nachhaltige Produktvarianten

Ein interessantes Beispiel für grüne Produktgestaltung liefert die Helvetia bei ihrer Versicherung für Photovoltaikanlagen. Kommt es zu einem Teil- oder Totalschaden, bezahlt das Unternehmen bis zu 50 Prozent mehr, wenn die beschädigte Anlage repariert statt ersetzt wird – selbst, wenn die Reparatur teurer ist als die Neuanschaffung.

Ebenfalls ein zukunftsfähiges Modell demonstriert die Pangea Life bei ihrer Versicherung für Wohngebäude. Verwenden die Versicherungsnehmer bei Reparaturen und Renovierungen nachhaltig produzierte Ersatzprodukte, zahlt das Unternehmen bis zu 20 Prozent mehr aus.

Die Strategie “reparieren statt ersetzen” ist einer der Haupttrends bei Versicherern, die sich als nachhaltig profilieren wollen. Ein Schwerpunkt sind dabei Kfz-Policen. Immer mehr Unternehmen fördern hier die Vermeidung von fabrikneuen Ersatzteilen, beispielsweise bei der Reparatur von Windschutzscheiben.

Auch die Beitragsgestaltung beinhaltet grüne Impulse

Nicht nur im Erstattungsfall, sondern bereits bei Abschluss der Versicherung können Anbieter grün orientierte Versicherungsnehmer privilegieren – und damit sich selbst als ESG-konform darstellen. Richtungsweisend ist hier der nachhaltige Versicherer Greensurance. Das Unternehmen bietet seinen Kunden verringerte Beitragszahlungen an, wenn diese sich zu einer nachhaltigen Lebensführung im Alltag bekennen.

Der Nachweis darf für den Kunden natürlich nicht inquisitorisch ausfallen, soll der Schuss nicht nach hinten losgehen. Bei Greensurance genügen beispielsweise schon formlose Belege, beispielsweise ein Foto der persönlichen BahnCard oder die Rechnungskopie eines Anbieters für grünen Strom. Bei der Kfz-Versicherung der Greensurance gibt es Beitragsermäßigungen für das Fahren eines abgasarmen Autos.

Dass sich der Trend zu nachhaltigen Versicherern weiter fortsetzen wird, ist anzunehmen. Neben dem Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz können Assekuranz-Unternehmen auf diesem Weg den Fuß in den prosperierenden Markt der ESG- und Impact Investing-Welt bekommen.

 

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