Nicht nur die Menschen in Sachsen trauten am 25. November des letzten Jahres ihren Ohren nicht, als sie die Nachricht vom Juwelenraub im „Grünen Gewölbe“ ihres Residenzschlosses hörten. Aber schnell war allen klar, es ist die bittere Wahrheit. Unbekannte hatten tatsächlich in den frühen Morgenstunden Edelsteine, Diamanten, Rubine, Smaragde und historischen Schmuck von unschätzbarem Wert gestohlen. „Das kann nur das Werk von Profis sein“, sind sich die Ermittler schon kurz nach Tatortbegehung einig. Alles deutet auf eine zielgerichtete Vorbereitung und professionelle Tatausführung hin.

 Was war geschehen?

Um 4.59 Uhr meldete der mit zwei Wachleuten besetzte Sicherheitsdienst einen Einbruch in das Grüne Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei durchtrennten die Täter ein Fenstergitter, schlugen die Scheibe ein und zerstörten mit einer Axt die Vitrinen, in denen die Kunstschätze ausgestellt waren. Videoaufnahmen zeigen zwei Tatverdächtige im Juwelenzimmer. Der dreiste Coup dauerte nur wenige Minuten und endete mit der Flucht in einem Audi A6.

Der Brand eines nahegelegenen Elektroverteilers, der ursächlich für den Stromausfall im Grünen Gewölbe und der direkten Umgebung des Tatortes verantwortlich gemacht werden konnte, ordneten die Ermittler vorsichtig den Juwelendieben zu. Trotz Stromausfall zeichnet die Videokamera im Grünen Gewölbe weiter auf. Zeitgleich wird in einer Tiefgarage ein ausgebranntes Auto entdeckt. Könnte das der Fluchtwagen der Juwelendiebe sein? Die Staatsanwaltschaft Dresden und die Sonderkommission „Epaulette“ übernehmen die Ermittlungen. Die Belohnung zur Ergreifung der Täter und Wiederbeschaffung der Beute des wohl größten Kunstraub der Nachkriegsgeschichte wird von der Polizei Sachsen auf eine halbe Million Euro festgesetzt.

1.254 Hinweise, Kuriositäten und kein Ermittlungserfolg

Bereits am 29. November, also vier Tage nach dem Raub, gingen bei der Polizei 342 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Drei Wochen später überrascht ein „sonderbares Angebot“ eines anonymen Kunstmäzen, den Tätern 1,3 Millionen Euro für die Beute zu zahlen, um, wie er durch einen Privatdetektiv mitteilen ließ, einer Zerstörung des Diebesguts zuvorzukommen. Eine weitere kuriose Entwicklung erfuhr der Juwelenraub am 2. Januar 2020 durch ein Statement der israelischen Sicherheitsfirma CGI. Ihre Recherchen hätten ergeben, dass ein Museumsmitarbeiter sicherheitsrelevantes Insiderwissen an die Täter weitergegeben habe. Staatsanwalt und Polizei wollten sich – wie in laufenden Ermittlungen üblich – dazu nicht äußern.

Ein „Scherzangebot“ kam aus dem Internet, in dem ein Nutzer behauptete, den Polnischen Weißen-Adler- Orden und den Sächsischen Weißen Brillanten für 9 Millionen Euro, zahlbar in der Kryptowährung „Bitcoin“, zurückzugeben. Die Staatsanwaltschaft hielt sich mit Informationen bedeckt. Mit gewohnt standardisiertem Hinweis auf ein laufendes Verfahren, dessen Ende noch nicht absehbar scheint.

Ein Schaden von unschätzbarem Wert

Der materielle Wert der gestohlenen Kunstschätze ist bei weitem nicht so hoch anzusetzen, wie der kulturelle Wert. Sind diese knapp 100 Teile umfassenden Juwelensets, sog. Garnituren“ aus dem 18. Jahrhundert, doch untrennbar mit der Geschichte Sachsens und Deutschlands verknüpft. Darüber hinaus: In Deutschland wird alle 4-5 Minuten irgendwo eingebrochen, und die Aufklärungsrate ist ohnehin gering. Doch diesmal scheint den Ermittlern der rechte Glaube abhanden zu kommen, diesen Millionencoup lösen zu können.

Quellen

https://www.merkur.de/welt/dresden-gruenes-gewoelbe-diebstahl-juwelen-raub-einbruch-video-millionen-insider-mitarbeiter-hilfe-zr-13245957.html

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/dresden-was-ueber-den-einbruch-ins-gruene-gewoelbe-bekannt-ist-a-1298158.html

https://www.hauptstadt-tresor.de