Ökologische Grundsätze bei der Errichtung, dem Betrieb und der Nutzung von Gebäuden werden in den kommenden Jahrzehnten eine der führenden Komponenten beim Erreichen nationaler und internationaler Klimaziele darstellen. Doch wie bei den meisten Megatrends stellt sich auch im Bereich nachhaltiges Bauen eine zunehmende Unschärfe bei der Begriffsbestimmung ein.

Welche Bereiche nachhaltiges Bauen umfasst, welche Kriterien sie erfüllen müssen und wie sich die langfristigen Auswirkungen gestalten, lässt sich nur dann eindeutig definieren und normieren, wenn die Begrifflichkeiten und Eigenschaften der einzelnen Bereiche in der ökologisch basierten Bauwirtschaft eindeutig festgelegt sind. Hier ein Überblick.

Die drei Säulen nachhaltigen Bauens

Nachhaltigkeit nimmt im Bauwesen die Rolle eines roten Fadens ein, der sich durch den gesamte Lebenszyklus der Immobilie zieht – von der ersten Planung bis zum Abriss und noch weit darüber hinaus. Vor allem diese drei funktionalen Einheiten müssen – jede für sich – alle wichtigen Anforderungen für nachhaltige Immobilienwirtschaft erfüllen:

  • Errichtung: Einsatz umweltschonender und klimaneutraler Materialien und Verfahren, energiesparende Bauweise
  • Nutzung: Emissionsarmer oder emissionsfreier Betrieb, insbesondere beim Heizen, Kühlen und der Warmwasserversorgung, Minimierung von Abstrahlverlusten durch optimale Dämmung
  • Renovierung oder Abriss: Recyclefähigkeit der Baustoffe, umweltverträgliche technische Verfahren

Aus Sicht der Bauträger ergibt sich eine andere Einteilung der Nachhaltigkeitsklassen nach den funktionalen Eigenschaften:

  • Ökologische Nachhaltigkeit: Emissionsarme oder emissionsfreie und ressourcenschonende Verfahren bei Errichtung und Betrieb des Gebäudes
  • Ökonomische Nachhaltigkeit: Wirtschaftlichkeit bei der Errichtung und dem Betrieb der Immobilie über den gesamten Lebenszyklus hinweg
  • Soziale Nachhaltigkeit: Barrierefreiheit, gesellschaftlich verträgliches Nutzungsprofil und Lebensqualität

Deutschland ist beim nachhaltigen Bauen auf einem guten Weg

Noch 2018 war die Immobilienbranche in Deutschland für rund 14 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich. Gleichzeitig kann das Bauwesen aber auch auf eine Erfolgsbilanz zurückblicken: Laut Erhebungen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ist der Gesamtausstoß an CO2 in der Zeit zwischen 1990 und 2018 im Immobilienbereich von 210 auf 120 Millionen Tonnen jährlich gesunken.

Dennoch gibt es keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen, denn die Herausforderungen der nahen Zukunft sind gewaltig. Laut einer Untersuchung der Mercator-Stiftung könnte der Anteil des Immobiliensektors am gesamten CO2-Ausstoß schon bald rasant ansteigen.

Wie die Mercator-Studie aufzeigt, erhalten immer mehr Menschen Zugang zu elektrischem Strom. Gleichzeitig entsteht Bedarf für immer größere und komfortablere Wohnflächen. Die Studie geht davon aus, dass sich der Energiebedarf im Gebäudebereich bis 2050 verdoppeln oder verdreifachen könnte.

Im direkten Widerspruch dazu stehen die Ziele der Regierungen – darunter auch der Bundesregierung, bis 2050 Klimaneutralität zu erlangen. Um dieses Ziel angesichts eines weiter wachsenden Energiehungers in der Immobilienwirtschaft zu erreichen, sind intensive Anstrengungen beim nachhaltigen Bauen und Wohnen von essentieller Bedeutung.

Eines der maßgeblichen Elemente auf dem Weg zur Klimaneutralität im Bausektor wird die Lebenszyklus-Optimierung sein. Bauwerke sind für die Nutzung über mehrere Jahrzehnte hinweg konzipiert. Planungsfehler bei der Nachhaltigkeit wirken sich also über lange Zeiträume hinweg aus, und Korrekturen an bestehenden Häusern lassen sich nur mit hohem Aufwand bewerkstelligen – wenn überhaupt.

Die entscheidende Weichenstellung für die Zukunft nachhaltiger Gebäude erfolgt demnach bereits ganz am Anfang, in der Planungsphase. Überlegtes Handeln an diesem strategisch bedeutsamen Punkt sorgt für optimale Bedingungen bei der Nachhaltigkeit von Immobilien – mindestens für eine Generation.

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