Dass ESG einen noch nicht verbindlich definierten Begriff für nachhaltiges Investieren darstellt, ist allseits bekannt. Vor allem die Gleichstellung der Bereiche Nachhaltigkeit, Sozialverträglichkeit und Compliance liegt bei so manchem Unternehmen noch im Argen. Eine Folge des Defizits ist das Aufkommen der Sparte Impact Investing – doch auch hier gibt es noch Verbesserungspotential.

Klassische ESG-Anlagen blicken in puncto Nachhaltigkeit vor allem auf das Unternehmen selbst. Es geht um Fragen wie ökologische Normen bei Produktion und Geschäftsbetrieb, um soziale Standards bei der Mitarbeiterführung und um das ethische Grundgerüst des Unternehmens. Weniger Aufmerksamkeit erfahren dabei die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens, insbesondere deren Auswirkungen auf Ökologie und Gesellschaft. Wer mit seinem Investment neben attraktiven Renditen auch einen entscheidenden Einfluss auf die Umwelt- und Sozialpolitik in der Gesellschaft ausüben möchte, wendet sich daher verstärkt Impact Investing-Produkten zu.

Auch Impact Investing kennt noch Dysbalancen beim Fonds-Design

Eines ist unbestritten: Anlagen des Sektors Impact Investing sind derzeit die effektivste Methode, auf die Förderung von Nachhaltigkeit in Politik und Wirtschaft Einfluss zu nehmen. Anlagen dieses Formats beinhalten ausschließlich Unternehmen, die neben ESG-konformen Firmenstandards auch die Auswirkungen der unternehmerischen Tätigkeit im Auge behalten. Das beinhaltet Fragen wie diese: Wie wirkt sich das Produkt auf die Umweltbilanz aus? Hat das Produkt gesellschaftliche oder soziale Auswirkungen? Hält das Produkt vertretbare ethische Standards ein?

Zur Zeit liegt der Fokus bei der Unternehmensbewertung noch vor allem beim Umweltthema, gefolgt von Fragen der Compliance. Was noch etwas im Hintergrund bleibt, sind die sozialen Auswirkungen – und das auch beim Impact Investing. Doch gerade die sozialen Aspekte machen ein Investment erst rundherum nachhaltig.

Der ganzheitliche Blick ist gefragt

Impact Investing-Produkte sollten im Idealfall Nachhaltigkeit als Strategie auffassen, die Umwelt und Mensch gleichermaßen berücksichtigt. Damit rücken neben ökologischen und klimapolitischen Themen auch Fragen wie Armutsbekämpfung, Chancengleichheit und Bildung in den Vordergrund. Mit anderen Worten: Unternehmen, die neben der Umwelt auch das Soziale fördern, gehört in Bezug auf nachhaltiges Investieren die Zukunft.

Ein gutes Beispiel für ein Investmentprodukt, dass eine ausbalancierte ESG-Bilanz aufweist, wäre eine Bio-Käserei. Die klassischen ESG-Kriterien sind hier eine ökologische und energieeffiziente Produktionsweise, die Verwendung biologisch produzierter Grundstoffe, gute soziale Standards und eine auf ethischen Standards basierende Compliance.

Zu einem Betrieb für das Impact Investing würde die Käserei beispielsweise durch die Beschäftigung von Mitarbeitern mit psychosozialen und psychiatrischen Defiziten. Damit hätte der Betrieb direkte Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft, indem er Arbeitsplätze für Mitmenschen mit Handicap bereitstellt und damit dazu beiträgt, den Sozialstandard des Staates zu heben. Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt in der Regel nahezu chancenlos sind, erhalten so die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln – beruflich und persönlich gleichermaßen.

Eingefahrene Sichtweisen müssen erweitert werden

Noch bedeutet nachhaltiges Investieren für den Großteil von privaten und institutionellen Anlegern vor allem das Engagement in Umwelt und Klima. Besonders Anlageberater können hier einen wertvollen Beitrag leisten, um den ESG-Begriff in seiner vollen Tragweite im Bewusstsein der Klientel zu verankern. Ist die Wahrnehmung für die Sozialaspekte beim nachhaltigen Investieren erst einmal geschärft, wächst auch das Portfolio geeigneter Unternehmen über die klassischen Branchen wie Wind- und Solarenergie hinaus weiter an.

Die großen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nur selten in Sektoren wie Umwelt, Klima oder Soziales einordnen. In den meisten Fällen gibt es Zusammenhänge und Interaktionen. So haben umweltpolitische Defizite nicht selten direkte Auswirkungen auf Wohlstand und Sicherheit der Bevölkerung. Umgekehrt können soziale Ungleichheiten zu massiven ökologischen und klimapolitischen Schäden führen. Erst der Blick auf das Ganze schafft Nachhaltigkeit, die diese Bezeichnung verdient.

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