Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr geschrumpft und befindet sich auf dem Weg in die Rezession. Viele weitere europäische Staaten fürchten nun, von Deutschland mitgerissen zu werden. Besonders in Österreich werden vorwarnende Stimmen lauter.
Eine bevorstehende Talfahrt
Das Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik fiel von April bis Juni um 0,1 Prozent zum Vorquartal, teilte das Statistische Bundesamt mit. Schrumpft die Wirtschaft im laufenden Sommerquartal erneut, kann von einer Rezession gesprochen werden.
Zuletzt gab es zwei Minus-Quartale in Folge im Jahr 2012. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung beziffert die Gefahr einer bevorstehenden Rezession mit 43%.Bereits im vergangenen Herbst musste die deutsche Wirtschaft einen ähnlichen Dämpfer hinnehmen, konnte sich jedoch recht bald wieder erholen. Diesmal glaubt jedoch kaum noch jemand an eine rasche Erholung. In allen Sektoren hat sich das vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklima verschlechtert. Besonders häufig werden Handelsstreitigkeiten, Brexit und die generell schwächer werdende Weltwirtschaft als Grund für die aktuelle Entwicklung angegeben. Auch die Autoindustrie wird von vielen Seiten als Sündenbock dargestellt. Dabei vollzieht sich gerade in dieser Branche ein Sinneswandel, der vor allem von frischen Führungskräften wie dem neuen Daimler-Chef Ola Källenius oder dem BMW-Chef Harald Krüger angetrieben wird.
Als dominante Wirtschaftsnation in Europa hat eine solche Entwicklung auch enorme Auswirkung auf die Stimmung in anderen europäischen Staaten. Besonders in Österreich steigt die Sorge vieler Unternehmer, sich bei dem großen Nachbarn „anzustecken“.
Österreichs starkes Immunsystem
Österreich ist als Nachbarland des kriselnden Riesen naturgemäß besonders von der derzeitigen Entwicklung bedroht. So geht unter Anderem ein Siebtel aller Warenausfuhren Österreichs nach Deutschland.
Auch wenn die Industrieproduktion des Landes bereits einige geringere Einbußen verzeichnet, raten Experten dazu, die Ruhe zu bewahren. Große Österreichische Unternehmer wie Rene Benko, Rainer Seele oder Dietrich Mateschitz erleben bisher kaum Auswirkungen innerhalb ihrer Unternehmen. Sie sorgen durch variable Geschäftsmodelle mit unterschiedlichen Ländern sogar für eine gute Absicherung der österreichischen Wirtschaft. Diese profitiert besonders durch die Exporte nach Osteuropa. Der Österreichische Außenhandel ist dementsprechend nicht nur von Deutschland abhängig und breit aufgestellt.
Italien wird folgen
Wirklich problematisch wird wohl erst das Jahr 2020 werden. Das liegt dann laut vielen Experten auch an Italien. Nach Deutschland und den USA ist es das drittwichtigste Exportland Österreichs.
Italien geht es schon seit einigen Jahren immer schlechter. Bisher hat dies jedoch kaum die starke norditalienische Wirtschaft beeinträchtigt. Für das nächste Jahr werden jedoch auch hier starke negative Veränderungen prognostiziert.
Österreich ist besonders mit diesem Teil Italiens sehr stark vernetzt und hat dementsprechend kaum Schaden durch den bisherigen Niedergang der italienischen Wirtschaft genommen. Dieser Umstand wird sich jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern. Österreich steckt also fest, zwischen zwei kriselnden Nachbarn.
Jahrgang 1970 aus Köln, ist leitender Redakteur bei Euro Leaders. Der studierte Volkswirt war in verschiedenen Führungspositionen im Handel und der digitalen Wirtschaft unterwegs. Seine Schwerpunkte sind die Bereiche Technologie, E-Commerce sowie klassischer Handel. Der zweifache Familienvater lebt mit seiner Familie im südlichen Rheinland.