Die Forschungsförderungen der Europäischen Union strukturieren sich neu: Die EU will sich über das „European Innovation Council“ mit Venture Capital an innovativen Firmen beteiligen.
Das EU-Forschungsprogramm „Horizon Europe“ legt zum Endspurt an. Bis Ende 2020 soll es eine konkrete Einigung auf den EU-Haushalt und somit auch auf das Forschungsbudget geben. Das Neue an dem Programm ist das sogenannte European Innovation Council mit dem sich die EU zum Venture Captial-Investor macht und sich an Unternehmen innerhalb Europas beteiligen will. Aktuell fehlt es nur noch an einer politischen Einigung über die Schwerpunkte des Programms, auf das sich die jeweiligen Staats- und Regierungschefs einigen müssen. Ebenfalls noch ungeklärt ist die Budgetfrage; da die EU-Kommission 100 Mrd. Euro für „Horizon Europe“ für die Jahre 2021 bis 2027 gefordert hat, ging das EU-Parlament sogar mit 120 Mrd. Euro ins Rennen. Eine konkrete Entscheidung steht noch aus und muss in den nächsten Wochen fallen.
EU startet Pilotphase für EIC
Die ersten Schritte in Richtung 2021 erfolgen bereits. Die Pilotphase für das European Innovation Council, kurz EIC, ist schon angelaufen. Mit dem Council soll einer großen Schwäche der Europäischen Union begegnet werden: „Europa hängt bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen am Markt hinterher“, so Hermann Hauser, stellvertretender Vorsitzender des Beirats des EIC und damit einer von 22 Experten, die den Council strategisch leiten werden.
Grundlage und Muster für den EIC war der European Research Council. Dieser seit Jahren exzellente Grundlagenforschung in Europa und gilt als eine der erfolgreichsten Initiativen, die die Europäische Union je gestartet hat. Die Auswahlkriterien für eine Förderung durch den ERC sind recht einfach – jeder Wissenschaftler kann einen Antrag stellen und die Auswahl erfolgt nur über die Exzellenz. Genau dies hat sich der EIC zum Vorbild genommen, denn jede Firma kann einen Antrag zur Förderung stellen, ausgewählt wird dann danach, ob die Unternehmung disruptive, bahnbrechende und marktschaffende Innovationen kreiert. Laut EU-Finanzplan stehen dem EIC aktuell zehn Mrd. Euro zu Verfügung.
Horizon Europe arbeitet missionsorientiert
Um die EU-Forschung stärker und sichtbarer zu machen setzt Horizon Europe auf „Missionsorientierung“. Mit dieser Art der Forschung sollen Ziele mit hoher gesellschaftlicher Relevanz gefördert werden. Die Themekomplexe Klimawandel, Weltmeere, Krebs, klimaneutrale Städte sowie Bodengesundheit und Lebensmittel gelten als die Hauptmissionen, in denen ein großer Bogen von der Grundlagenforschung bis zur Umsetzung gespannt werden soll. Natürlich kann dies kein Alleingang der Europäischen Union werden, auf nationaler Ebene müssen die Mission mit entsprechenden Maßnahmen und Programmen definitv begleitet werden.
Etablierte Unternehmen sind sich dieser begleitenden Verantwortung mehr als bewusst. „Der Klimawandel wartet nicht“, sagt Bosch-Geschäftsführer Volkmar Denner in einem Zeitungsinterview zum Thema CO2-Neutralität, und führte den Satz weiter „Wir übernehmen Verantwortung für den Klimaschutz und handeln deshalb jetzt.“. BOSCH investiert rund zwei Mrd. Euro um spätesens Ende 2020 weltweit keinen CO2-Fußabdruck mehr hinterlassen.
Jahrgang 1981 aus Straßbourg, ist als freier Journalist für verschiedene Online-Medien in ganz Europa unterwegs – Schwerpunkte sind die Bereiche Finanzen, Immobilien und Politik. Seine fachliche Expertise sammelte er als Berater für Global Player sowie Mittelständler. Fournier studierte Wirtschaft und Deutsch in Paris und Dresden. Zur Zeit lebt er im Saarland und verstärkt seit Anfang 2019 das Euro Leaders-Team.