In Zeiten von Corona hat ein Begriff Hochkonjunktur: Krisenmodus. Alle Branchen schalten auf Krisenmodus. Die Corona-Krise ist allgegenwärtig. Sie trifft die Autobranche mitten ins Herz. Und das in einer technologischen Umbruchphase, wie sie die Automobilindustrie nie zuvor erlebt hatte. Stichwort Klimawandel, E-Mobilität.

Standen die Zeichen doch gerade auf Transformation. Weg vom Verbrennungsmotor und hin zur E-Mobilität bzw. Wasserstofftechnologie, da kommt ein China-Virus und bringt den weltweiten Automobilmarkt an den Rand einer Katastrophe. Mit dramatischen Absatzeinbrüchen und tausendfachen Jobverlusten. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Weiterentwicklung der E-Mobilität lassen sich jetzt noch nicht genau beziffern. Doch gerade für neue Technologien ist die Corona-Pandemie äußerst kritisch. Produzenten und Verbraucher verhalten sich in Krisen eher ruhig als neue Wagnisse einzugehen. Zurzeit nutzen nur 0,26 Prozent der deutschen Autos einen rein elektrischen Antrieb. Durch die wirtschaftlichen Folgen des Virus wird sich der Durchbruch in Deutschland wahrscheinlich noch weiter verzögern.

Gewinneinbrüche von historischem Ausmaß

Die Vollbremsung kam praktisch über Nacht. Ein Virus namens Covid-19 riss das Kommando an sich und versetzte die Automobilindustrie und ihre Zulieferer ins Koma.

„Jeder Zweig der Autoindustrie leidet enorm unter der Ausbreitung von Covid-19. Beispielsweise gingen bei dem amerikanischen Reifenhersteller Cooper Tire & Rubber Co. die Umsätze weltweit um 14 Prozent zurück. Gerade die Unberechenbarkeit des Verlaufs setzt der Industrie zu. VW nahm die Produktion in Deutschland Ende April wieder auf, ist nun aber gezwungen die Produktion erneut herunterzufahren,“ teilte Bernd Roth vom Kautschukhändler Timberfarm gegenüber EL mit.

Einerseits geht es um die Gesundheit der Mitarbeiter*innen und der Menschen insgesamt. Andererseits um die Interessen der Wirtschaft und das Überleben der wichtigsten Branche in Deutschland und den anderen Regionen der Welt wie Italien, Frankreich, USA und Asien.

Experten rechnen mit einem weltweiten Absatzrückgang von 20 Prozent. Wurden 2019 noch weltweit fast 80 Millionen Pkw verkauft, würden es 2020 nur noch 65 Millionen Fahrzeuge sein. Ein Indiz für die Prognose dürften die Zahlen des ersten Quartals 2020 abbilden. Demnach schrumpfen die Verkäufe in Deutschland tatsächlich um 20 Prozent auf etwa 700.000 Pkw.

Erleben wir eine Renaissance der Abwrackprämie?

Um die Autobranche wieder an den Start zu kriegen, die Nachfrage anzukurbeln, bedarf es kluge und weitsichtige Konjunkturprogramme. Für die einen – explizit die Chefs der Autokonzerne – wäre die Wiederaufnahme einer zeitlich und vom Finanzvolumen her begrenzte Abwrackprämie (Umweltprämie) mit einer zeitgemäßen Öko-Komponente ein Schritt in die richtige Richtung. Das beträfe ältere Benziner und Dieselfahrzeuge. Ihr Plan: je niedriger der CO2-Ausstoß des neuen Autos, desto höher die finanziellen Zuschüsse.

Für die andern ist die Idee einer Abwrackprämie mit Öko-Anstrich „alter Wein in neuen Schläuchen“. Sie verweisen auf die verheerende Bilanz der ersten Abwrackprämie des Jahres 2009. Obwohl das Denk-Modell weltweit Nachahmer fand, war die 5 Milliarden teure Konjunkturspritze eine der uneffektivsten in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Was die Befürworter in der Autoindustrie ein kluges Förderprogramm nennen, beschreiben ihre Gegner als ökologischen und ökonomischen Unsinn mit Verweis auf eine wissenschaftliche Untersuchung.

Mag sein, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Jetzt sollten beide Seiten die Krise als Chance sehen, und die zukünftige Autoproduktion auf Elektrofahrzeuge und Wasserstoff- und Brennstoffzellenfahrzeuge ausrichten. Denn der Klimaschutz hat sich durch Corona nicht verflüchtigt.

Quellen