Für den zur Zeit führenden Lithium-Ionen-Akku könnte es schon bald zu massiven Produktionsengpässen kommen – nämlich dann, wenn sich für das nicht elementar vorkommende Alkalimetall Lieferengpässe einstellen, womöglich begleitet von massiven Preissteigerungen. Dem stellt der Schweizer Speicherspezialist Innovenergy eine interessante Alternative entgegen: Stromspeicher, die nur aus leicht verfügbaren Substanzen hergestellt sind.
Im schweizerischen Aargau ist nun ein System für Solarstrom ans Netz gegangen, das Energiespeicher auf der Basis von Kochsalz einsetzt. Der örtliche Stromversorger, die AEW Energie AG, bietet Besitzern von Ein– und Mehrfamilienhäusern Solaranlagen an, die mit den innovativen Stromspeichern ausgerüstet sind.
Preisgünstig bei gleicher Energiedichte wie Lithium
Der Stromversorger sieht die Kochsalz-Batterie im stationären Bereich als Nachfolger der bisher führenden Lithium-Ionen-Technologie. Da Kochsalz fast überall in großen Mengen verfügbar ist, lassen sich die Stromspeicher zu spürbar geringeren Kosten herstellen als das bei Li-Ionen-Akkus der Fall ist.
Die NaCl-Batterie ist unbrennbar und explosionssicher, und das bei einer Energiedichte, die der von Lithium-Ionen-Speichern gleichkommt. Ein wesentlicher Vorteil des Salz-Akkus ist sein robustes Einsatzprofil: Er lässt sich sowohl bei sehr tiefen als auch bei sehr hohen Außentemperaturen ohne wesentliche Leistungseinschränkungen betreiben.
Hohe Lebensdauer ohne Wartungsaufwand
Eine typische Systemschwäche der Lithium-Ionen-Technologie – die begrenzte Lebensdauer – ist bei der Kochsalz-Batterie kein Thema. Auch nach einer großen Zahl von Lade– und Entladevorgängen zeigen sich bei der Kapazität kaum Einschränkungen. Innovenergy spricht von einer durchschnittlichen Betriebsdauer zwischen 15 und 20 Jahren – ein Wert, den Li-Ionen-Akkus nicht erreichen können.
Ein weiteres Merkmal der Kochsalz-Batterie ist die Wartungsfreiheit, und das über die gesamte Nutzungsdauer hinweg. Da die Batterie im Wesentlichen nur aus unproblematischen Ausgangsstoffen besteht, lässt sich sie nach dem Betriebsende vollständig und unkompliziert recyceln.
Umweltverträglichkeit contra Kosten
Wie alle neuen Technologien, ist auch die Kochsalz-Batterie zunächst nur zu höheren Preisen erhältlich als der breit aufgestellte Li-Ionen-Akku. Neben der höheren Umweltverträglichkeit der neuen Technologie, die die Mehrkosten von rund einem Drittel durchaus rechtfertigen, steht der Preis allerdings auch in Relation zu anderen Faktoren.
Erfahrungsgemäß sinken die Preise neuer Technologien, sobald durch ihre Popularisierung die Produktionszahlen steigen. Eine Entwicklung dieser Art dürfte auch bei der Kochsalz-Batterie zu erwarten sein.
Darüber hinaus stehen die Kosten von Stromspeichern grundsätzlich im Verhältnis zur Betriebsdauer. Der Lebensdauer von Lithium-Ionen-Speichern mit zehn bis fünfzehn Jahren steht bei der Kochsalz-Batterie eine Betriebsdauer zwischen fünfzehn und zwanzig Jahren entgegen. Alleine diese zusätzliche Nutzungszeit macht die Kochsalz-Batterie gegenüber dem Lithium-Ionen-Akku bereits heute konkurrenzfähig.
Rohstoffe hauptsächlich aus Europa
Die Herstellung einer Lithium-Ionen-Batterie ist in der Regel ein globales Projekt. Wichtige Rohstoffe müssen quer über den Globus reisen, bis sie am Produktionsort ankommen. So stammen Bestandteile des Li-Ionen-Speichers nicht selten aus Afrika, China oder Südamerika.
Bei der Herstellung der Kochsalz-Batterie setzt Innovenergy fast ausschließlich auf europäische Lieferanten. Lediglich Nickel hat eine längere Anreise hinter sich. Die anderen Basisstoffe – hauptsächlich Eisen und Keramik – stammen aus benachbarten Ländern, das Kochsalz direkt aus der Schweiz.
Die Kochsalz-Batterie ist ursprünglich eine Entwicklung der vormaligen AEG, wurde dann allerdings vom Unternehmen mangels Nachfrage zurückgestellt. Neues Interesse erwachte mit dem Aufkommen der Elektromobilität. Allerdings erwies sich die Kochsalz-Batterie in Elektroautos wegen der langen Ladezeiten als nicht geeignet. Im stationären Betrieb kommt es allerdings vor allem auf hohe Speicherkapazitäten zu günstigen Preisen und nachhaltiger Produktionsweise an. Hier kann die Kochsalz-Batterie ihre Stärken voll ausspielen.
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Jahrgang 1981 aus Straßbourg, ist als freier Journalist für verschiedene Online-Medien in ganz Europa unterwegs – Schwerpunkte sind die Bereiche Finanzen, Immobilien und Politik. Seine fachliche Expertise sammelte er als Berater für Global Player sowie Mittelständler. Fournier studierte Wirtschaft und Deutsch in Paris und Dresden. Zur Zeit lebt er im Saarland und verstärkt seit Anfang 2019 das Euro Leaders-Team.