Seit Jahren müssen Verbraucher und Bürger damit leben, dass ihre Bankfilialen des Vertrauens nach und nach geschlossen werden. Und das Tempo der Filialschließungen nimmt seit 2018 rasant zu. Laut Bundesbank-Statistik wird sich Zahl der Geschäftsstellen von 40.000 im Jahre 2007, auf 20.000 Filialen bis 2025 reduzieren. Dem Bankkunden ist es egal, ob die Geldhäuser beschönigend vom „Zusammenlegen“ der Filialen reden, von „Umwandeln“ oder „Integrieren“. Sie müssen mit den Nachteilen leben. Wo doch die Eyecatcher auf den Werbeflyern der Bankhäuser Kundennähe, Fortschritt und Erleichterung suggerieren sollen.

Auf der einen Seite stehen die Errungenschaften Smart Phone, Internet, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz. Dieser Quantensprung ähnliche Fortschritt birgt vordergründig Vorteile, und nichts als Vorteile. Demgegenüber steht die Realität, und die ist gar nicht so fortschrittlich und sexy, wenn der Roboter den Job macht, das Bargeld durch die Scheckkarte ersetzt wird, wenn die Dorfsparkasse flächendeckend schließt. Fakt ist, alle Veränderungen sind mit Ängsten verbunden und der Frage, wie soll es weitergehen?

Volksbanken schließen in Ludwigsburg

Das fragten sich auch die Bürger im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg, als die genossenschaftliche Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken Ludwigsburg 12 ihrer Zweigstellen zum 1. Januar 2020 für immer schloss. Obwohl der Bankenrückzug aus der Fläche schon Monate vorher angekündigt wurde, war der Unmut in der Bevölkerung groß. Betonen doch Volksbanken und Raiffeisenbanken immer wieder ihre Eigenständigkeit, und dass sie in ganz besonderer Weise gerade im regionalen Wirtschaftsleben ihre größte Verantwortung sehen.

Und immer wieder mit dem unermüdlichen Hinweis der uneingeschränkten Wichtigkeit des persönlichen Kontakts zum Kunden und zu den Menschen in der Region.

Wirtschaftlich nachvollziehbar, für Kunden beschwerlich

Dass ihre am Herzen liegende Zielgruppe jetzt zum Abheben von Bargeld und zur Erledigung anderer Bankgeschäfte weitere Wege hinnehmen muss, finden die Entscheidungsträger der kundenfreundlichen Finanzgruppe zwar sehr bedauerlich, aber im Endeffekt unabänderlich. Wohl wissend, dass ihre Volks- und Raiffeisenbanken mehr Filialen schließen als es im Sparkassensektor der Fall ist, bzw. bei Zweigstellen ausländischer Kreditinstitute. Sie stützen sich auf Argumente, die den gesellschaftlichen Trend nahezu eins zu eins repräsentieren.

Dazu zählen:

  • Bankgeschäfte am eigenen Computer
  • (Online- Banking)
  • abnehmender Kundenverkehr in den Filialen
  • zu hohe Filial- respektive Personalkosten
  • Auswirkungen der Nullzinspolitik
  • Günstigere Konditionen für z.B. Schließfächer von Privatunternehmen

Aktuelle Analysen zeigen, dass in der Summe aller genannten Faktoren das herkömmliche Filialnetz keine Zukunft mehr hat, wobei die Strategien der verschiedenen Bankhäuser sehr unterschiedlich sind. Bankhäuser wie die Volks- und Raiffeisenbanken, die sich ihre Kundengewinnung in erste Linie über den Standort auf ihre Fahnen geschrieben haben, wissen sehr wohl um die Gefahr Kunden zu verlieren. Denn es gibt immer mehr digitale Bankkunden, die ihr Konto bei Direkt- oder Digitalbanken eröffnen. Nicht einmal 13% aller Deutschen erledigen ihre Finanzangelegenheiten ausschließlich in einer Bankfiliale. Tendenz fallend!

Die Angebote der Volks- und Raiffeisenbanken, Bahnhöfe, Lebensmittelgeschäfte und Discounter als Filialpartner zu gewinnen oder Busse als mobile Zweigstellen anzubieten, kann nur eine gutgemeinte Übergangslösung sein dessen Dauer aber heute noch nicht absehbar ist. 

Die Anzahl der Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland hat sich von 1970 bis Ende 2018 von über 5.000 auf 873 reduziert.

Quellen

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.volksbank-schliesst-filialen-netz-der-bankenfilialen-wird-noch-duenner.a8030dbe-cb4d-41de-928b-5124f144edee.html

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/220840/umfrage/groesste-deutsche-volksbanken-und-raiffeisenbanken-nach-bilanzsumme/

https://www.hauptstadt-tresor.de