Musik kann die Lebensgeister wecken, unsere Konzentration fördern oder zur Seelenentspannung beitragen. Musik kann vor allem aber Trost spenden, eine Aufgabe, welche die Kirchenmusik seit hunderten von Jahren erfüllt. Ein Gastbeitrag von Frank Uwe Liefländer.

Der Sinn von Kirchenmusik besteht in erster Linie darin, Gott zu loben. Aber das ist bei weitem nicht die ihre einzige Funktion. Ob bei Beerdigungen, Hochzeiten, Messen, Andachten, Gebetstreffen oder sonstigen Gelegenheiten – Kirchenmusik hat immer auch eine seelsorgerische Kraft. Die Intensität ist dabei stets dieselbe, auch wenn nicht alle Betroffenen es so extrovertiert ausdrücken oder die heilenden Funktionen sakraler Musik direkt wahrnehmen. Ihr Nutzen für Seelsorge und Therapie kann allerdings nicht hoch genug eingeschätzt werden. Denn neben der Musik selbst spielt auch der Rahmen, in dem musiziert wird eine große Rolle: Gemeinsames Musizieren schafft einen Zusammenhalt, sorgt für Harmonie und Geselligkeit. All das sind grundlegende Merkmale, die sich zwar auch bei einem zeitgenössischen Pop-Konzert finden lassen, ihren Ursprung aber in der Kirchenmusik haben.

Geistliche vs. weltliche Klänge

Aber gilt dies denn auch wirklich für alle? Den ‚Normalverbraucher‘ oder auch einen inaktiven Kirchgänger wie einem Gläubigen? Die Verbindung von Musik und der menschlichen Psyche ist inzwischen recht gut dokumentiert. Keine Frage, auch weltliche Musik kann Trost spenden und Menschen Halt geben. Und bedient sich teilweise derselben Mechanismen. Als gutes Beispiel bietet sich Filmmusik an: In besonders dramatischen Szenen einer Tragödie verwendet sie dieselben Ausdrucksformeln wie gute Kirchenmusik.

Wie sich Kirchenmusik mit moderner Popkultur verbinden lässt, hat der großartige Film Amadeus aus dem Jahr 1984 gezeigt. Die gesamte darin vorkommende Musik ist von Mozart und steht im Mittelpunkt dieses Dramas. Nach der weltweiten Verbreitung dieses Films stiegen die globalen Verkäufe von Mozart auf über 50 Prozent an. Über den Grund dafür kann man spekulieren, das Beispiel aber weist darauf hin, dass das Interesse an sakraler Musik eher deshalb geringer geworden ist, weil sie in der Regel weniger beworben und vermarktet wird als weltliche Klänge.

Wenn vor allem die ältere Kirchenmusik in unserer Zeit verhältnismäßig wenig Zuspruch bei jungen Menschen bekommt, verstehe ich das vor allem als ein Problem unserer Zeit. Denn die Musik selbst, sollte sie authentisch sein, wird jede Mode überdauern. Für bessere Antworten müssen wir eben ein Mozartrequiem auf den Plattenspieler tun und richtig zuhören. Denn diese Mysterien sind schwer in Worte zu fassen. Wie schon Goethe sagte: „Musik fängt an wo Worte aufhören“.

Über Frank Uwe Liefländer

Als Assistenz-Professor und Dozent der Kirchenmusik und Dirigent kann Frank Uwe Liefländer auf mehr als 30 Jahre Expertise zurückblicken. Neben Gesang, Klavier und Komposition hat sich Liefländer auch als Orchesterleiter, musikalischer Direktor wie auch als Privatlehrer profiliert. Nach längerer Tätigkeit im Auslang arbeitet der gebürtige Göttinger inzwischen für die Diözese Augsburg.

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