Hierzulange weitestgehend unbekannt, sind Tax Liens in den USA lukrative Investmentmöglichkeiten für private und institutionelle Anleger. „Tax Liens ist – trotz des immens großen Marktes – so bekannt, wie das Progammieren eines Blockchain-Programmes in Rätoromanisch“, erklärt Buchautor und Finanzexperte Árpád von Tóth. Bei Tax Liens handelt es sich um Steuerschuldübernahmen von Immobilienbesitzern, die ihre Schuldner nicht begleichen können. Folglich können Investoren die Schulden aufkaufen und durch Tilgungen der Kreditnehmer eine attraktive Rendite erzielen.
Lukrativ ist diese Form des Investments daher, weil zum einen weder Bank noch Broker zwischengeschaltet sind. Das hat den Vorteil, dass Gebühren entfallen und der Investor hohe Komfortabilität genießt. Zum anderen sind die Investoren gesetzlich von den jeweiligen US-Staaten abgesichert, da die Behörden ein starkes Interesse an einer zügigen Einholung der Steuer haben.
Hohe Rendite, geringes Risiko
Anleger handeln zwar aktiv, sind aber aufgrund des Eingriffs seitens des Finanzamts schier beschäftigungslos. Die Renditen variieren je nach US-Bundesstaat, sind jedoch landesweit von der Regierung garantiert. Das Besondere an Tax Liens: das Risiko, das normalerweise mit hoher Rendite einhergeht, ist gering. „Tax Liens sind interessant, weil sie nach unten abgesichert sind. Die Ausfallswahrscheinlichkeit ist relativ gering bei einer vergleichsweise hohen Rendite,“ erläuterte Prof. Dr. Beck, Honorarprofessor für BWL von der FH Dortmund, kürzlich in einer Expertenrunde. „Manche glauben, mit steigender Chance muss das Risiko automatisch mitsteigen. Das stimmt aber nicht.“
Da es sich hierbei um eine staatlich Zinsersatzprodukt handelt, steht dem Anleger überdies eine Sicherheit in Form der Immobilie, die der Schuldner abbezahlt, zu. Das bedeutet, dass selbst bei Ausfall des Kredites, der Anleger zwar keine Rendite, dafür aber eine Immobilie erhält. Während Versicherungen, Stiftungen und Family Offices in den USA aktiv in diesen Investments engagiert sind und auch zu den „Big Playern“ gehören, haben die deutschen Investoren diesen Markt noch nicht für sich entdeckt.
Tax Liens als Zinsstrategie
Árpád von Tóth ist zu der Erkenntnis gekommen, dass Tax Liens „wirklich nur einem kleinen, elitären Kreis bekannt ist.“ Er appelliert daher an die Eigenverantwortlichkeit eines jeden, das Leben in die eigene Hand zu nehmen. „Das schlechteste, was passieren kann, ist, wenn der Schuldner früher zahlt als geplant“, sagt von Tóth. „Wenn wir eine Rendite von 18 Prozent erwarten, der Schuldner aber den Kredit vorher schon abbezahlt, könnte das unsere Rendite auf 9 Prozent schrumpfen lassen, weil die Zinsen pro rata temporis bezahlt werden. Das ist aber immer noch attraktiv.“ Dennoch, so merkt er an, gebe es Countys, die lediglich 6 Prozent zahlen.
Das Investment finanziert Schulen und Bildung, ebenso wie Feuerwehr, Polizei und Infrastruktur. Darüber hinaus meint von Tóth, dass attraktive Renditen garantiert seien, während man gänzlich auf Seiten der staatlichen und gesetzlichen Grundlagen agiere. Zudem helfe es, Menschen ihr Eigentum zu bewahren.
Tax Liens in Deutschland
Da die Investitionsform lediglich in den USA praktiziert wird, das aber schon seit über 300 Jahren, gebe es im deutschsprachigen Raum kaum Informationen zu diesem Thema. Workshops und Seminare bekannter Investmentgrößen schneiden das Thema jedoch gelegentlich an. Daher veranstaltet Árpád von Tóth auch dieses Jahr ein 2,5-Tages-Seminar, da vor allem private, qualifizierte Anleger ein großes Interesse bekundet haben.
von Tóth leistete zuvor bereits einen Beitrag zum Thema in Form seines Buches „America’s Strangest Secret“, für das Prof. Dr. Beck das Vorwort schrieb. Mit der Auflegung eines TaxLiens-Zertifikates nach EU-Recht hat von Tóth in Zusammenarbeit mit dem Hochschulprofessor ebenfalls bewiesen, dass Tax Liens hierzulande funktionieren, allerdings nach wie vor ein Nischenmarkt sind.
Andreas Baaske (*1973) ist freier Autor aus Suhl, der das Euro-Leaders-Team seit 2020 verstärkt. Er konnte leider nicht früher beginnen, da er ob des Wahlkrimis in seiner Heimat vor lauter Aufregung vorher nicht hätte arbeiten können. Jetzt geht es.