Die Versorgung von Patientinnen und Patienten im eigenen Zuhause mit Behandlungs- und Pflegeleistungen sowie medizinischen Hilfsmitteln entwickelt sich mehr und mehr zu einer vielversprechenden Alternative zum Krankenhausaufenthalt. Das Modell „hospital at home“ (hospital@home) geht dabei weit über das Angebot ambulanter Pflegedienste hinaus, denn es umfasst über Leistungen der Grund- und Behandlungspflege hinaus ein umfassendes Portfolio an medizinischen Dienstleistungen und Produkten.

Das Ziel der häuslichen Patientenversorgung ist es, dem Patienten das Verbleiben oder die möglichst frühzeitige Rückkehr in seinen häuslichen Bereich zu ermöglichen. Diese Form der Sicherung einer ambulanten ärztlichen Behandlung nutzt allen Beteiligten: den Patientinnen und Patienten ebenso wie dem unter immensen Belastungen leidenden Gesundheits- und Krankenhauswesen.

hospital@home bietet zahlreiche Vorteile

Die Chancen, die sich aus der Versorgung von Patienten im häuslichen Umfeld ergeben, gehen weit über den medizinischen Aspekt hinaus. Neben einer attraktiven Alternative zur nicht selten seelenlosen Massenabfertigung in Krankenhäusern stellt sie auch eine systemrelevante Entlastung des staatlichen Gesundheitssystems dar. Die wesentlichen Punkte:

  • Verbesserung der Lebensqualität: Die häusliche Patientenversorgung erlaubt es den Patientinnen und Patienten, in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben oder dorthin zurückzukehren. Das kann sich positiv auf das Wohlbefinden und die Zufriedenheit auswirken und damit den Heilungsprozess unterstützen. Auch erlaubt sie mehr Autonomie und Selbstbestimmung über die eigene Versorgung, nicht selten zusätzlich gefördert durch die Nähe zu den Angehörigen.
  • Vermeidung von Krankenhausaufenthalten: Die kontinuierliche und qualitativ hochwertige Versorgung im ambulanten Bereich kann dazu beitragen, unnötige oder vermeidbare Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. Das schützt unter anderem auch vor den gefürchteten Infekten und anderen Komplikationen im klinischen Umfeld, wie sie beim Aufenthalt in Krankenhäusern oft zu beobachten sind.
  • Sicherung der Qualitätsstandards: Das überschaubare Umfeld im privaten Bereich von Patientin oder Patient erlaubt die strenge Überwachung aller Prozesse und Abläufe – ein Kriterium, das in der oft chaotischen und unübersichtlichen Umgebung im Krankenhaus auf der Strecke bleiben kann. Allerdings ist die häusliche Patientenversorgung ein heterogener Markt mit verschiedenen Anbietern. Umso wichtiger ist die Auswahl des richtigen medizinischen Dienstleisters mit der erforderlichen fachlichen Kompetenz und Erfahrung.
  • Entlastung des Gesundheitssystems: Die Vermeidung unnötiger Aufenthalte im Krankenhaus führt zu einer effizienteren Nutzung der Ressourcen im Gesundheitssystem. Das schafft zusätzliche Kapazitäten für Patienten mit echtem stationärem Bedarf und spart gleichzeitig Kosten, die durch Krankenhausaufenthalte oder stationäre Pflege entstehen würden. Auch Engpässe oder Überlastungen in den Krankenhäusern lassen sich so wirksam vermeiden.

Herausforderungen der häuslichen Patientenversorgung

Einige Faktoren sollten Berücksichtigung finden, wenn es um die Entscheidung pro oder contra häuslicher Patientenversorgung geht. So kann es in seltenen Fällen zu Koordinationsdefiziten zwischen Ärzten, Pflegern und dem Homecare-Unternehmen kommen. Das lässt sich allerdings durch eine effiziente Kommunikationskultur mit transparenter Dokumentation und einem ausgereiften Schnittstellenmanagement zuverlässig vermeiden.

Zuweilen kann es zur Überforderung von Angehörigen kommen, meist hervorgerufen durch fehlendes Wissen, mangelnde Kenntnisse im Pflegebereich oder emotionale oder physische Erschöpfung. Hier kann das Homecare-Unternehmen den Familienangehörigen hilfreich zur Seite stehen und eventuelle Härten abmildern.

Digitalisierung: Ein Schlüsselelement für hospital@home

Eine wirkungsvolle Versorgung von Patientinnen und Patienten im häuslichen Bereich lässt sich heute nur mit fortgeschrittenen digitalen Prozessen umsetzen. Erst dadurch lassen sich Möglichkeiten der Erbringung, Überwachung und Koordination von Leistungen schaffen, die eine umfassende Versorgung erlauben. Das sind die wichtigsten digitalen Anwendungen:

  • Telemedizin: Sie erlaubt die Kontaktaufnahme von Patientinnen und Patienten mit ihren Ärzten oder anderen Gesundheitsfachkräften über digitale Plattformen, beispielsweise per Videoanruf, Chat oder E-Mail. Besonders in ländlichen Gebieten oder bei eingeschränkter Mobilität erleichtert das den Zugang zu medizinischer Beratung oder Behandlung. Telemedizin kann auch dazu beitragen, die Qualität und Kontinuität der Versorgung zu verbessern: Durch sie wird eine regelmäßige Überprüfung oder Anpassung des Therapieverlaufs möglich.
  • Telemonitoring: Das Verfahren erlaubt die Erfassung von Vitalparametern oder anderen Gesundheitsdaten über digitale Geräte wie Sensoren, Wearables oder Smartphones, gefolgt von der Übertragung an die zuständigen Ärztinnen und Ärzte oder andere Gesundheitsfachkräfte. Das führt zu einer intensiven Überwachung des Gesundheitszustands – nicht selten besser als es im Krankenhaus möglich wäre. Auf diese Weise lassen sich frühzeitig mögliche Komplikationen oder Verschlechterungen erkennen und behandeln. Durch seine Fähigkeit, Feedbacks und Anleitungen zu senden, kann Telemonitoring auch dazu beitragen, die Selbstmanagementfähigkeiten der Patientinnen und Patienten zu stärken.
  • Digitale Plattformen: Sie tragen dazu bei, die Koordination und Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheitssystem zu verbessern, indem sie einen gemeinsamen Zugang zu relevanten Informationen über die häusliche Patientenversorgung bieten. Dazu gehören unter anderem die Verordnung von Leistungen, Produktbestellungen, die Abrechnung von Kosten und die Leistungsdokumentation.

Prof. Dr. Christian Schmidt über hospital@home

„Dieses Konzept klingt bei uns in Deutschland vielleicht noch revolutionär, ist aber in den USA unter dem Begriff hospital@home schon lange Standard“, sagt Prof. Christian Schmidt, Mediziner und Manager im Gesundheitswesen – zuletzt CEO des größten deutschen medizinischen Dienstleisters und Versorgers GesundHeits GmbH Deutschland (GHD). Christian Schmidt verfolgt einen ganzheitlichen Versorgungsansatz, der den kompletten häuslichen Bereich umfasst.

Im Angebotsportfolio enthalten sind nicht nur umfängliche Behandlungs- und Pflegeleistungen, sondern auch die Produktion von medizinischen Hilfsmitteln. Mittlerweile unterstützt das Unternehmen Patienten mit Stomata, Inkontinenz, Tracheostoma, Wunden und chronischen Schmerzzuständen.

Hinzu kommt die häusliche Versorgung von körperlich oder psychisch beeinträchtigten Kindern. Das Unternehmen fertigt als einziger medizinischer Dienstleister Spezialorthesen für Kinder an. Außerdem befasst sich die GHD mit Schmerztherapie, onkologische Versorgung, enterale und parenterale Ernährung und einer Reihe medikamentöser Therapien, beispielsweise bei Parkinson oder Multipler Sklerose.

Prof. Christian Schmidt hospital@home
Healthcare Leader und Visionär Prof. Christian Schmidt

Ein Bereich mit großer Zukunft

Die häusliche Patientenversorgung scheint die Antwort auf eine Reihe von Problemen im deutschen Gesundheitswesen zu liefern. Sie intensiviert und individualisiert nicht nur den Kontakt mit Patientinnen und Patienten, sondern hilft auch dabei, die desolate Lage im bundesdeutschen Gesundheitswesen zu entlasten und zu verbessern.

Lesetipp zum Thema: Prof. Dr. Christian Schmidt – Digitale Prozesse im Gesundheitsbereich nutzen sowie Transformation der medizinischen Versorgung