Deutsche Firma stärkt Äthiopiens Wirtschaft

Die Welt ein kleines bisschen besser machen – mit diesem Anspruch reisen immer noch einige Unternehmer durch die heutige Welt. Sie suchen nach Möglichkeiten, unerschlossenen Gebieten eine Perspektive zu geben, fern der Prosperitäten Europas, Südostasiens oder dem Land der 1000 Möglichkeiten, den USA. Dieser Wunsch treibt Unternehmen wie die Eugen Schmitt GmbH an Orte, an die man in diesem Zusammenhang zunächst nicht denkt – zum Beispiel nach Äthiopien.

Was viele nicht wissen: Äthiopien gehört zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftsstandorten der Welt – und in Afrika ohnehin. So wies das ostafrikanische Land im Jahr 2015 mit 10,2 Prozent das höchste Wirtschaftswachstum weltweit auf. Im Jahr 2018 betrug das Wachstum rund 8,6 Prozent – mit Abstand der beste Wert Afrikas.

Eugen Schmitt GmbH nutzt Abfall aus Zuckerfabriken vor Ort

Äthiopien ist das Land mit viel Zuckerrohr-Fabriken. Neben zahlreichen Wasserkraftwerken finden sich in dem afrikanischen Land auch viele Windparks, Geothermiekraftwerke, Solarparks und Kraftwerke für fossile Brennstoffe.

Von besonderem Interesse für die Herstellung von Ethanol waren für Schmitt laufende Zuckerfabriken. Aus deren Abfall wird Ethanol, Produktionsdampf, Elektrischer Strom –aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowie CO2  und Gärrest als Dünger für die umliegenden Felder gewonnen.

Die deutsche Firma Eugen Schmitt GmbH baute vorher schon  Brennerei- und Destillationsanlagen weltweit und sah 2014 in dem rohstoffreichen Land das Potenzial für mehr. Derzeit gibt es solche Anlagen in Adama, Metehara, Fincha und Asaita. Anlagen in Amibara und Kuraz befinden sich derzeit im Probebetrieb, wobei in Kuraz bereits zwei weitere Anlagen in Planung sind.

Die Ethiopian Sugar Corporation betreibt sieben Fabriken und drei Entwicklungsprojekte, wobei erhebliche Mengen Melasse als Abfallprodukt entstehen. So produzierte die Zuckerfabrik in Wonju-Shoa bis zum Jahr heute große Mengen an Melasse, die großteils ungenutzt entsorgt werden mussten. Das erzeugte sowohl umwelttechnisch als auch wirtschaftlich erhebliche Probleme.

Ende 2014 beteiligte sich die Firma Schmitt dann an der Ausschreibung für eine neue Ethanol-Produktionsanlage in Wonji-Shoa. Aufgrund struktureller Probleme konnte das Projekt nicht sofort begonnen werden.

Schließlich wandten sich im Jahr 2016 Vertreter der äthiopischen Zuckerindustrie erneut an die Deutschen, um im Rahmen eines gemeinsamen Projekts eine Fertigungsanlage für lokal produziertes Bioethanol als Benzinersatz zu errichten. Das Konzept enthält ein ausgefeiltes System synergetischer Prozesse:

Aus der Zuckerproduktion entstammen als Abfallprodukte Melasse, Wasser und Dampf – alles Grundstoffe, die für die Herstellung des Ethanols benötigt werden. Die Destillerie wiederum produziert als Nebenprodukte flüssigen Dünger, den die Zuckerproduzenten für die Düngung ihrer Zuckerrohrfelder einsetzen.

Die Fabriken befinden sich fünfzehn Minuten von Adama entfernt. Die verkehrsgünstige Lage erlaubt es, Addis Ababa in etwa einer Stunde zu erreichen – auf Highway ähnlicher Strasse.

CO2 als Nebenprodukt: Flüssigas und Trockeneis

Die lokale Wirtschaft hat einen hohen Bedarf an hochwertigem Ethanol. Bereits beim regionalen Handel in unmittelbarer Nähe lassen sich Kubikmeterpreise von geschätzt 850 Euro erzielen – ganz zu schweigen vom überregionalen und internationalen Handel, der erheblich höhere Margen ermöglicht.

Auch die Nachfrage nach CO2 in flüssiger Form, als Gas oder als Trockeneis steigt ständig an. Da CO2 als Abfallprodukt des Fermentierungsprozesses in der Destillerie anfällt, lässt sich auf diese Weise durch spezielle Verarbeitungsschritte ein weiteres hochwertiges Produkt erzeugen, das Verkaufsreise um 600 Euro pro Tonne erzielt – eine erheblich intelligentere Strategie, als das CO2 einfach in die Atmosphäre zu entlassen.

Absatz in die Nachbarländer

Und nicht zuletzt: Das grüne Projekt öffnet den Zugang zum afrikanischen Markt – nach Ansicht vieler Wirtschaftsexperten einer der aussichtsreichsten Zukunftsmärkte, dessen Entwicklung dem Aufstieg der asiatischen Tigerstaaten in nichts nachstehen wird.

So bietet sich unter anderem Nachbar Kenia als hochinteressantes Abnehmerland für Ethanol an. Auch hier besteht immenser Bedarf an hochwertigen Grundstoffen aus der Destillation. Doch das ist nur der Anfang – viele weitere Nachbarländer sehen sich über kurz oder lang ebenso aussichtsreichen wirtschaftlichen Perspektiven gegenüber wie Kenia. Das sind gute Karten für die Zukunft des von Reiner Schmitt geleiteten Werks.