Die Energiewirtschaft befindet sich in einem historischen Umbruch. Getrieben durch Dekarbonisierung, Digitalisierung und geopolitische Dynamiken entstehen neue Märkte, während bestehende Strukturen unter Druck geraten. In diesem Umfeld verändert sich auch die Rolle des Chief Financial Officer (CFO) – vom klassischen Verwalter hin zum strategischen Architekten, der das Unternehmen aktiv auf Wachstum und Resilienz ausrichtet.

CFOs zwischen Stabilität und Transformation

Traditionell galt der CFO als Garant für Ordnung und Risikokontrolle. Heute wird er mehr und mehr zum Motor für Veränderung. Gerade im Energiesektor, wo Investitionen in neue Technologien, Produktionsmethoden und Infrastrukturen enorme Summen verschlingen, sind Finanzverantwortliche gefragt, die Innovation nicht nur zulassen, sondern gezielt ermöglichen.

Es geht darum, die Balance zwischen finanzieller Stabilität und der Bereitschaft zum kalkulierten Risiko zu finden. CFOs, die in dieser Rolle erfolgreich sind, verschaffen ihren Unternehmen nicht nur Kapitalzugang, sondern stärken auch das Vertrauen von Partnern, Investoren und Regulierungsbehörden.

Skalierung als Finanzdisziplin

Mit der Transformation der Energiemärkte wächst der Druck zur Skalierung. Unternehmen müssen ihre Lösungen schnell und effizient in den Markt bringen, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. CFOs sind hier entscheidend, weil sie die finanziellen und operativen Grundlagen schaffen: von Investitionsentscheidungen über die Auswahl von ERP- und Controlling-Systemen bis hin zu global konsistenten Reporting-Strukturen.

Ein CFO ist damit nicht mehr nur Zahlenmanager, sondern Gestalter von Skalierungsprozessen. Er sorgt dafür, dass Innovation nicht im Pilotstadium steckenbleibt, sondern wirtschaftlich tragfähig und international anschlussfähig wird.

Regulatorische Komplexität als strategische Aufgabe

Die Energiemärkte sind stärker reguliert als viele andere Branchen. Neue Nachhaltigkeitsrichtlinien, Berichtspflichten und internationale Steuerungsmodelle erfordern ein tiefes Verständnis für rechtliche Rahmenbedingungen. CFOs, die regulatorische Komplexität beherrschen, verschaffen ihren Unternehmen einen klaren Vorteil – sie können Risiken antizipieren und Chancen nutzen, bevor sie für den Wettbewerb sichtbar werden.

Besonders in einem zunehmend globalen Umfeld ist dies eine Schlüsselkompetenz: Wer internationale Märkte erschließen will, muss seine Finanzarchitektur so aufstellen, dass sie rechtliche Unterschiede nicht als Hindernis, sondern als strategisches Steuerungsinstrument nutzt.

CFOs als Mitgestalter der Marktpositionierung

Die Zeiten, in denen die Finanzabteilung nur als „Hüter der Bilanz“ wahrgenommen wurde, sind vorbei. Heute tragen CFOs aktiv zur Marktpositionierung bei. Sie sind Sparringspartner der Geschäftsführung, Übersetzer zwischen Technik und Kapitalmarkt und Treiber von Allianzen, die Wachstum beschleunigen.

Im Energiemarkt, wo Technologiezyklen immer kürzer und Kapitalbedarfe immer größer werden, ist diese Rolle entscheidend. Der CFO wird zur Schnittstelle, die Innovation ermöglicht, ohne wirtschaftliche Bodenhaftung zu verlieren.

Die Energiewende verlangt nach CFOs mit Weitblick. Stabilität allein reicht nicht mehr – gefragt sind Führungskräfte, die Finanzen als strategisches Werkzeug begreifen und Unternehmen durch Unsicherheit hindurch auf Wachstumskurs halten.

Beat Kräutli, CFO der PHENOGY AG, bringt es auf den Punkt: Wer heute Finanzführung neu denkt, gestaltet nicht nur Bilanzen, sondern die Zukunft ganzer Märkte.

Über Beat Kräutli:

Beat Kräutli ist CFO bei der PHENOGY AG. Der diplomierte Experte für Rechnungswesen und Controlling mit Executive MBA Controlling & Consulting verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in Konzernsteuerung, M&A, Reporting-Architekturen und Finanztransformation.