Was man vor einigen Monaten an der Börse mit Rohöl erleben konnte, nämlich, dass der Direktkauf von Rohöl sich preiswerter gestaltete, als die Rohstoff-Fond-Anteilsscheine gehandelt wurden, passiert jetzt auch bei den Rohstoffen Gold und Silber. Sie verbuchen starke Zuflüsse. Aber wie ist diese Diskrepanz zu erklären, wo Anleger für Fonds mehr bezahlen, als das Gold- oder Silbervermögen der Fonds wert ist?

Wenn von sinnvollen Kapitalanlagen die Rede ist, haben physische Edelmetalle wie Gold und Silber die Nase vorn. Vor allem Kleinanleger wollen mit Edelmetallmünzen beziehungsweise -barren etwas Fühlbares für etwaige Krisenzeiten in den Händen halten. Und dass, obwohl physische Edelmetalle so gut wie keine Rendite einfahren, im Gegensatz zu Aktien, Fonds oder Staatsanleihen.
Der Goldpreis profitiert vor allem von den hohen Staatsverschuldungen und Gelddruckaktionen als Reaktion auf die Coronakrise. Gold, aber auch Silber sind daher auch weiterhin als Mittel zum Vermögenserhalt die mit Abstand beliebtesten Kapitalanlagen überhaupt. „Wir sehen weiterhin eine hohe Nachfrage für Edelmetalle.“: so Kilian West vom Berliner Goldhändler Valvero.

Gold- und Silber-ETFs stark im Aufwind

Es tut sich nicht nur vordergründig, sondern tatsächlich etwas auf dem Anlagenmarkt. Seit einiger Zeit erfahren sog. Rohstoff-ETFs bei Anlegern und Investoren einen hohen Zuspruch.
Gold und Silber-ETFs (Exchange Traded Funds), das sind mit physischen Edelmetallen unterlegte börsengehandelte Fonds. Diese Fonds haben eine erhebliche Bedeutung bei der Nachfrage im Investitionsbereich respektive bei der Preisentwicklung von Gold und Silber. Für Großinvestoren eine spürbare Erleichterung bei Investitionen in physische Edelmetallmärkte. Da verwundert es nicht, dass Edelmetallbestände – explizit die der Gold-ETFs – seit Jahresbeginn weltweit um 10 Millionen Unzen (1 Unze = 31,103 Gramm) zugelegt haben und phasenweise sogar 16 Geschäftstage in Folge einen Zuwachs verzeichnen konnten.
Das gleiche gilt für Silber. Silber-ETFs werden immer beliebter. In der 1. April-Hälfte sind die Silberbestände sogar um 280 Tonnen gestiegen. Diese Zuwächse verlaufen parallel zur Preisentwicklung am London Bullion Market (der wichtigste außerbörsliche Handelsplatz für Gold und Silber).

Im Normalfall entspricht die Summe der Anteilsscheine am Fonds genau dem Wert, die Fonds an Gold-und Silberbarren besitzen. Tatsächlich ist aber derzeit der weltgrößte börsengehandelte Gold-ETF 2 Prozent teurer, als die von ihm gehaltenen Edelmetallvorräte wert sind.
Im Gegensatz zu den Rohöl-ETFs, als vor einigen Monaten von der Börsenaufsicht zu wenig Anteilsscheine registriert wurden, und bei unverändert hoher Nachfrage die Aufpreise in die Höhe schossen, liegen die Probleme bei Gold- und Silber-ETFs in der Unausgewogenheit von anhaltend hoher Nachfrage, bei gleichzeitig gesunkenem Angebot, Stichwort Corona-bedingte Lieferengpässe. Das Kalkül der Anleger scheint klar zu sein. Sie nehmen lieber einen Aufpreis der Fondsanteile in Kauf, als dass sie den derzeitigen Goldrausch teilnahmslos an sich vorüberziehen lassen. Experten bleiben eher gelassen. Lag doch der Aufpreis beim GLD-ETF schon einmal bei sage und schreibe 5 Prozent (2011).

In der europäischen Union (EU) sind Edelmetall-ETFs nicht zugelassen. Eine EW-Richtlinie besagt, dass das Investieren von Fonds in ein Anlagegut die 20 Prozent-Marke nicht übersteigen darf.

Quellen

https://www.finanz-kroko.de/silber-und-gold-als-etf-etc-und-aktien-mine/

https://goldinvest.de/aus-der-redaktion/3479-gold-und-silber-etfs-verbuchen-im-april-starke-zufluesse