Wenn es um Goldpreisentwicklungen geht, um Börsengeschäfte oder um den aktuellen Ölpreis, die Verbindung zu den USA und seiner Wirtschafts- und Finanzpolitik ist immer ein logischer, weil kurzer und schlüssiger Weg. Irgendwo und irgendwie schimmern immer die USA, ihr US-Dollar und ihre problematische Beziehung zum Rest der Welt durch. Die „neuerliche Auseinandersetzung“ zwischen den USA und dem Iran scheinen wieder einmal eine ganz eigene Dynamik zu bergen. Dieses Kräftemessen am Arabischen Golf respektive die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten, dem wichtigsten Produktionsstandort und Transportknotenpunkt der Welt, wirkt sich auf alle wirtschaftlichen Bereiche der Weltwirtschaft aus. Anders ausgedrückt hat die Angst vor weiteren kriegsähnlichen Handlungen, wie die Sabotageakte gegen vier Handelsschiffe der Vereinigten Arabischen Emirate und die von US-Präsident Donald Trump veranlasste gezielte Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani, den Handel an den Börsen mit Rohstoffen (Öl, Gold etc.), Aktien und Devisen in Alarmbereitschaft versetzt.
Öl und Gold – so unterschiedlich und doch so gleich?
Die schweren Verschärfungen des Konfliktes zwischen den USA und dem Iran sind ein neuerlicher Beleg dafür, dass Gold und Öl auf politische Spannungen reagieren. Aber tun sie das auch im Gleichschritt? Bei einer vordergründigen Betrachtung eint die beiden wertvollsten Rohstoffe der Erde zunächst die Preisentstehung durch Angebot und Nachfrage so wie ihr deutlicher Preisanstieg in Krisenzeiten. Fest steht, die Preise für Öl und Gold ziehen mächtig an. Sind also Gold und Öl die möglichen „Kriegsgewinner“ der Angriff- und Vergeltungsspirale in der Golf-Region? Eine Analyse zeigt, dass diese These nur bedingt richtig ist und macht vor allem deutlich, dass Öl und Gold eben nicht gleich, und vor allem auch nicht gleich lang auf Kriegs-und Versorgungsängste reagieren.
Ölpreis
Nach Trumps Angriff auf den iranischen General vom 3. Januar 2020 hat sich der Ölpreis sprunghaft verteuert. Anleger decken sich mit Rohöl ein und treiben den Ölpreis auf den Höchststand seit Mai 2019 (63,84 US-Dollar/Barrel; 159 Liter Brent). Er übertraf sogar die Ölpreis-Höchstmarke (69,16 US-Dollar) vom September, nachdem saudische Ölanlagen vom Iran in Brand gesetzt wurden. Die Welt hielt den Atem an. Wohl wissend, wie unkalkulierbar der amerikanische Präsident Außenpolitik macht. Seine zurückhaltenden Aussagen, und die Beibehaltung wirtschaftlicher Sanktionen gegen den Iran auf die eher „glimpfliche militärische Antwort“ seines obersten Führers Ali Chamenei, gaben den Märkten wieder vorsichtig neue Hoffnung. Ein Krieg der ungleichen Waffen schien vorerst gebannt. Der Ölpreis sank bisweilen unter dem Niveau vor dem Drohnenangriff Amerikas auf den iranischen General Soleimani.
Goldpreis
Auch die Krisenwährung Gold reagierte mit einem Rekordhoch in US-Dollar und auch in Euro. Gold notierte 1.613,30 US-Dollar (1.454,63 Euro) je Feinunze (31,103 Gramm). Dennoch ist Gold kein „Kriegsgewinner“ im eigentlichen Sinne, wie sein schwarzes Pendant, das Öl. Öl wird durch die militärisch-politische Eskalation teurer. So ironisch es auch für den Mitinitiator des Iran-Konflikts klingen mag, auch das Fracking-Öl der Amerikaner. Gold war auch schon vor der Zuspitzung des Iran-Konflikts im längerfristigen Aufwärtstrend (s. Goldpreisentwicklung 2019), und das mitunter auf einem 6-Jahres-Hoch. Der aktuelle Öl-Preis (Brent) in USD je Barrel liegt bei 65,43 USD. Der aktuelle Goldpreis je Feinunze liegt bei 1.560,20 USD (1.407,61 Euro).
Andreas Baaske (*1973) ist freier Autor aus Suhl, der das Euro-Leaders-Team seit 2020 verstärkt. Er konnte leider nicht früher beginnen, da er ob des Wahlkrimis in seiner Heimat vor lauter Aufregung vorher nicht hätte arbeiten können. Jetzt geht es.