Dogan Gülsen ist Immobilienexperte und Geschäftsführer der DCE Real Estate, die sich auf die Entwicklung und das Projektmanagement hochwertiger Wohn- und Gewerbeimmobilien spezialisiert hat.

Projektentwickler sehen in der Revitalisierung historischer Gebäude eine bedeutende Disziplin in der modernen Stadtentwicklung. Sie vereint den Erhalt architektonischer Identität mit den Anforderungen an eine nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Nutzung. Das komplexe Aufgabenfeld erfordert technisches, ökonomisches und regulatorisches Know-how.

Altbauten sind nicht nur Zeugen vergangener Epochen, sondern auch wertvolle Identifikationspunkte für Stadtbewohner. Ihre Erhaltung trägt zur kulturellen Vielfalt einer Stadt bei und kann gleichzeitig wirtschaftliche Vorteile bieten. In den meisten Fällen sind diese Immobilien jedoch nicht mehr auf dem Stand der heutigen technischen Anforderungen. Sie können energetisch ineffizient sein, bauphysikalische Mängel aufweisen oder nicht den aktuellen Nutzungskonzepten entsprechen. Die Herausforderung besteht darin, sie so zu transformieren, dass sie modernen Anforderungen gerecht werden, ohne ihren historischen Charakter zu verlieren.

Denkmalschutz als bürokratische Hürde

Ein schwieriger Aspekt der Revitalisierung historischer Bauten sind die gesetzlichen Vorgaben, insbesondere der Denkmalschutz. Dieser legt fest, welche baulichen Eingriffe erlaubt sind und welche Auflagen bei der Modernisierung beachtet werden müssen. In Deutschland sind Denkmalschutzbehörden auf Landesebene zuständig, wodurch die Anforderungen je nach Standort variieren können. Projektentwickler müssen daher frühzeitig mit den zuständigen Behörden in Dialog treten, um tragfähige Konzepte zu erarbeiten.

Auch die energetische Sanierung kann dabei zur Herausforderung werden. Moderne Dämmtechniken oder Fassadenveränderungen sind oft nur eingeschränkt möglich, was innovative Lösungen erfordert. Auch die Integration neuer Haustechnik, wie Aufzüge oder digitale Steuerungssysteme, kann durch denkmalrechtliche Vorgaben erschwert werden.

Wirtschaftlichkeit und Finanzierung

Die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude ist oft mit hohen Kosten verbunden. Dennoch bieten sich verschiedene finanzielle Anreize. In Deutschland können Bauherren unter bestimmten Voraussetzungen von Steuererleichterungen profitieren, etwa durch die Denkmalschutz-AfA («Absetzung für Abnutzung»). Außerdem gibt es Förderprogramme von Bund, Ländern und Kommunen, die Zuschüsse oder zinsgünstige Darlehen bereitstellen. Für Projektentwickler stellt sich die Frage, wie sich die hohen Sanierungskosten amortisieren lassen. Die Mischnutzung von Gewerbe- und Wohnflächen – wie sie unter anderem von der DCE Real Estate erfolgreich umgesetzt wird – kann hier eine vielversprechende Strategie sein. Durch flexible Grundrisse und multifunktionale Raumkonzepte können historische Bauten für eine breite Zielgruppe attraktiv gemacht werden.

Nachhaltigkeitsaspekte der Revitalisierung

Die Sanierung und Umnutzung bestehender Bausubstanz ist aus ökologischer Sicht oft nachhaltiger als ein Abriss und Neubau. Der Erhalt von Bauwerken spart Ressourcen und reduziert den CO2-Ausstoß, der bei der Produktion neuer Baumaterialien entsteht. Durch den Einsatz nachhaltiger Technologien, wie energieeffizienter Heizsysteme oder smarter Gebäudetechnik, lassen sich zudem langfristige Betriebskosten senken. Baustoffe können wiederverwendet oder recycelt werden, um Materialverluste zu minimieren. Gleichzeitig wird versucht, die Eingriffe in die Bausubstanz so gering wie möglich zu halten, um die Authentizität des Gebäudes zu bewahren.

Revitalisierung als Mittel zur Stadtentwicklung

Historische Gebäude tragen zur Attraktivität von Stadtquartieren bei. Durch gezielte Revitalisierungsprojekte lassen sich vernachlässigte Stadtteile wiederbeleben und in attraktive Wohn- und Gewerbestandorte umwandeln. Wenn neue Geschäfte, Restaurants und Büroflächen entstehen, wirkt sich das positiv auf die lokale Wirtschaft aus. Gleichzeitig können solche Projekte einen Beitrag zur sozialen Durchmischung leisten, indem Wohnraum für unterschiedliche Einkommensklassen geschaffen wird.

Ein Beispiel für eine solche erfolgreiche Revitalisierung ist die Sanierung der Wilhelminen-Passage in Darmstadt durch die DCE Real Estate. Das Projekt zeigte, wie durch gezielte Sanierungsmaßnahmen und ein kluges Nutzungskonzept aus einer veralteten Liegenschaft ein modernes und wirtschaftlich tragfähiges Objekt entstehen kann.

Zukunftsperspektiven und Innovationspotenzial

Die Revitalisierung historischer Gebäude wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Insbesondere in urbanen Räumen, wo Bauflächen knapp sind, bietet die Modernisierung bestehender Immobilien eine nachhaltige Alternative zum Neubau. Technologische Fortschritte werden dabei eine immer größere Rolle spielen. Digitale Planungsmethoden wie Building Information Modeling (BIM) ermöglichen eine präzisere Analyse von Bausubstanz und Kostenstrukturen. Gleichzeitig können smarte Steuerungssysteme zur Effizienzsteigerung beitragen.

Insgesamt bietet die Revitalisierung historischer Gebäude einige Chancen und es wird spannend sein, diese Entwicklung zu verfolgen.


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