Ein Interview mit Dr. Philipp Frank

Dr. Philipp Frank ist ein deutscher Public Affairs Manager mit langjähriger Erfahrung in der wirtschaftspolitischen Interessenvertretung, Unternehmenskommunikation und Kommunalpolitik. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie sich Wirtschaft und Politik gegenseitig befruchten können – festgemacht an seinem eigenen beruflichen Werdegang.

Herr Dr. Frank, Sie haben 2015 aus der IHK-Welt und damit der wirtschaftspolitischen Interessenvertretung in die Politik gewechselt. Wie kam es zu diesem Schritt?

Der Wechsel aus der wirtschaftspolitischen Interessenvertretung in die Politik war für mich ein natürlicher nächster Schritt. Bereits in meiner Zeit bei der Industrie- und Handelskammer habe ich eng mit der Politik zusammengearbeitet – auf der kommunalen wie auch Landes- und Bundesebene – und die Anliegen der Wirtschaft in Entscheidungsprozesse eingebracht.

Der Wechsel ins Oberbürgermeisteramt bot die Chance, in diesem Sinne noch unmittelbarer und stärker zu gestalten – was ich bis heute äußerst spannend finde.

Der Schritt in das Oberbürgermeisteramt – was hat Sie besonders daran gereizt?

Mir war dabei immer wichtig, für die Stadt eine langfristige Vision zu entwickeln und die Rahmenbedingungen ihrer Akteurinnen und Akteure gleichermaßen zu entwickeln, also auch die der Wirtschaft.

Letztendlich war mein Wechsel in die Politik der Entschluss, fortan selbst politisch Verantwortung zu übernehmen und dafür all mein Wissen und Können in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.

Wo hat Ihnen der wirtschaftspolitische Hintergrund für die politische Arbeit geholfen?

Mein wirtschaftspolitischer Hintergrund hat mir in vielen Bereichen geholfen, insbesondere bei der strategischen Planung sowie im Umgang mit den vielfältigen Stakeholderinteressen, ganz besonders der Bürgerschaft und der Wirtschaft.

So war es mir zum Beispiel möglich, wirtschaftliche Zusammenhänge schnell erkennen und auf die Bedürfnisse der lokalen Unternehmen gezielt eingehen zu können. Gerade bei der Standortentwicklung – etwa dem Ausbau der Verkehrs- oder Breitbandinfrastruktur – war mir stets bewusst, wie sehr Unternehmen ihre strategischen Entscheidungen davon abhängig machen.

Darüber hinaus war mir mein Wirtschaftsverständnis eine große Hilfe, um für die Stadt nachhaltige und tragfähige Entscheidungen treffen zu können; Entscheidungen, die sowohl den städtischen Haushalt als auch die wirtschaftliche Attraktivität langfristig positiv beeinflussen.

Kann die Wirtschaft von der Politik lernen?

Die Wirtschaft kann von der Politik insbesondere lernen, wie wichtig der Dialog mit verschiedenen Interessengruppen ist und dass Entscheidungsfindung oft mehrere Perspektiven berücksichtigen muss.

Während in der Wirtschaft oftmals Effizienz und kurzfristige Zielerreichung im Vordergrund stehen, lernen Unternehmen durch die Zusammenarbeit mit Politik, wie wichtig langfristige Perspektiven, Transparenz und eine gute Kommunikation sind, um Akzeptanz zu erreichen und Vertrauen aufzubauen.

Auch Resilienz und Flexibilität, besonders in Krisenzeiten, sind Bereiche, in denen die Politik durch die öffentliche Verantwortung vielfach gefordert ist und somit auch der Wirtschaft als Beispiel dienen kann.

Dr. Philipp Frank möchte Brücken zwischen Wirtschaft und Politik bauen
Brücken bauen – aus der wirtschaftspolitischen Interessenvertretung ins operative politische Geschäft

Und welche wichtigen Erfahrungen nehmen Sie aus der Politik mit?

Aus meiner Zeit als Oberbürgermeister nehme ich mit, dass langfristige Erfolge nur möglich sind, wenn man ein klares Ziel vor Augen hat und dieses konsequent verfolgt – bei einem kontinuierlichen Austausch mit allen Beteiligten.

Hierfür braucht es auf der einen Seite viel Geduld, auf der anderen eine gewisse Hartnäckigkeit.

Darüber hinaus sind strategisches und strukturiertes Denken unabdingbar – um Lösungen zu finden, die für alle Seiten tragbar sind.

Last but not least sollte man in der Lage sein, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, um weiter ziel- und werteorientiert handeln zu können.

Sie meinen damit die öffentliche Kritik, der Politikerinnen und Politiker ausgesetzt sind?

Ja, genau. Kritik und mediale Zerrbilder kommen in der Politik leider immer wieder vor – das heißt, dass man mitunter sehr persönlich angegriffen und in der Öffentlichkeit ein Bild von einem gezeichnet wird, das einfach nicht stimmt.

Gibt es dafür ein praktisches Beispiel?

In meinem zurückliegenden Wahlkampf beispielsweise hat dies übermäßige Formen angenommen, als bestimmte Interessensgruppen Sachverhalte ganz gezielt verdreht und nach außen gespielt haben – ohne dass ich dagegen etwas hätte tun können. Denn dafür hätte ich Interna öffentlich machen müssen, was sich verbat. Aufgrund meiner Diskretion standen also aus politischem Kalkül verbreitete Unwahrheiten unerwidert im Raum und konnten somit eine tendenziöse Wirkung entfalten.

Wie gehen Sie mit einer solchen Erfahrung um?

Mein Learning aus dieser Erfahrung ist, dass ein stabiles Wertegerüst in der Politik unabdingbar ist und man stets bei sich bleiben sollte. Selbst dann, wenn es viel Kraft und Nerven kostet.

Worum es im öffentlichen Amt einzig und allein geht beziehungsweise gehen sollte, das ist das Wohl der Gemeinschaft zu mehren und Schaden von ihr abzuwenden. Das war immer mein Kompass, und den würde ich auch immer so weiterempfehlen.

Zusammenfassend – was sollte man in der Politik tunlichst unterlassen und was für sie unbedingt mitbringen?

In der Politik ist es ratsam, schnelle und populistische Entscheidungen zu vermeiden. Stattdessen sollte man mit Bedacht vorgehen und auch unpopuläre Maßnahmen in Erwägung ziehen, wenn sie langfristig sinnvoll sind.

Was man unbedingt mitbringen sollte, ist eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, auf verschiedene Interessengruppen einzugehen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren.

Auch Pragmatismus und Resilienz sind unabdingbar, da politische Entscheidungen oft auf Widerstände stoßen und auch in Krisen ruhig und entschieden gehandelt werden muss.

Wir danken Herrn Dr. Philipp Frank für das Gespräch.