Die Einschränkungen der Corona-Krise haben bei den Menschen besonders eine Erkenntnis deutlich in den Vordergrund gedrängt: Zeit – insbesondere Lebenszeit – ist zu knapp und wertvoll, um sie leichtfertig zu verschwenden. Marktbeobachter und Meinungsforscher beobachten seit 2020 eine ständig anwachsende Adaption dieser Erkenntnis, insbesondere in Hinblick auf Lebensgestaltung, Arbeit und Work-Life-Balance. Dem muss insbesondere das Onlinemarketing Rechnung tragen.
Offenbar hat die Pandemie nicht nur die Art und Weise verändert, wie wir arbeiten – mit dem Trend zum Homeoffice an erster Stelle. Immer deutlicher drängt sich eine Zusatzfrage in den Vordergrund: Warum arbeiten wir? Damit verbunden stellen sich immer mehr Menschen die Frage, wie sich die begrenzte Phase des mit Arbeit belegten Lebensabschnitts – nach Untersuchungen der Wirtschaftsberatung GWI sind das durchschnittlich 16.790 Tage – am sinnvollsten gestalten lässt.
Künftige Werbekampagnen treffen auf eine veränderte Welt
Gerade B2C-Anbieter können durch die anstehende Werteverschiebung bei den Konsumenten neue Formen der Kundenansprache entwickeln. Es gilt, die Angehörigen der Zielgruppe bei ihrer Suche nach dem neuen Sinn zu unterstützen, ihnen Deutungs- und Lösungswege zu eröffnen und ihnen über das eigene Angebot überzeugende Umsetzungsstrategien zu offenbaren.
Dabei kann es auch zu Prozessen kommen, die in der bisherigen Marketingphilosophie eher ungewöhnlich erscheinen – beispielsweise die Ermutigung, die eigene Komfortzone zu verlassen, um sich dafür ein Universum neuer Ideen, Chancen und Möglichkeiten zu eröffnen.
Verkaufsargument Kontrollverlust
Das dominierende Paradigma, das die COVID-19-Pandemie am treffendsten beschreibt, ist Kontrollverlust. Menschen, die noch nie einen Krieg erlebt hatten, mussten ohne Vorwarnung eine Situation verinnerlichen, in der ihnen Teile der Entscheidungshoheit über das eigene Leben verloren gingen. Das gilt für Beruf und Privatsphäre gleichermaßen. Ein absehbares Ende der Corona-Pandemie bedeutet auch: Wiedergewinnung der Kontrolle über das eigene Leben.
Unternehmen, die diese Erfahrung kompetent und überzeugend begleiten, sind auf dem besten Weg, das beste aus der postpandemischen Erholungsphase zu machen. Es geht darum, die Verbraucher bei der Wiedergewinnung verloren gegangener Lebensinhalte zu unterstützen und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sich das auf positive, lebensbejahende Weise bewerkstelligen lässt.
Pandemiebedingte Trends verstärken
Nicht nur die Rückgewinnung des Verlorenen bietet Chancen auf innovative Marketingstrategien. Auch die Kultivierung von Trends, die aufgrund der Pandemie erst entstanden sind, kann sich zu einer nachhaltigen Marketingtechnik auswachsen. Im Zentrum dieses Phänomens steht der Impuls der Verbraucher in den beiden letzten Jahren, sich angesichts der coronabedingten Einschränkungen und Behinderungen etwas Gutes zu gönnen und so Lebensfreude zurückzugewinnen.
Die Lust, sich selbst zu verwöhnen, gehört zu den drei Dingen, die Menschen in westlichen Industriestaaten angesichts der Pandemie am wichtigsten waren – nach der Vermögensbildung und dem Vorsatz, mehr Zeit mit geliebten Menschen zu verbringen. Es spricht nichts dagegen, die neue Lust am sich selbst Verwöhnen über die Pandemie hinaus als festen Bestandteil der individuellen Lebensgestaltung zu etablieren. Post-Covid-Marketing bietet zahlreiche Möglichkeiten, die neue Lust am Ich in erfolgreiche Strategien umzuwandeln.
YOLO – die Antwort auf Corona
Die Endphase der Pandemie ist die große Zeit der YOLO-Kampagnen (You Only Live Once). Es geht darum, die neuen Wünsche, Sehnsüchte und Präferenzen der Verbraucher auszumachen, einfühlsam zu begleiten und mit entsprechenden Angeboten auszustatten.
Erste Major Player springen bereits auf die YOLO-Welle auf. Sony PlayStation verbreitet mit seiner Kampagne Play has no limits die Botschaft, den Status quo der realen Welt herauszufordern und ihn mit den Horizonten in der virtuellen Welt zu konfrontieren. Eine ähnliche Stoßrichtung hat die Lexus-Kampagne No Ceiling. Hier lautet der Impuls: das Lenkrad loslassen und neue Ideen entwickeln.
Die Trends des Post-Covid-Marketings sind auf langfristige Wirkung angelegt. Es geht nicht nur darum, vergangene Rückschläge wettzumachen. Es geht vor allem darum, die durch Corona ausgelösten gesellschaftlichen Umschichtungen in gelebtes Marketing umzuwandeln.
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Jahrgang 1981 aus Straßbourg, ist als freier Journalist für verschiedene Online-Medien in ganz Europa unterwegs – Schwerpunkte sind die Bereiche Finanzen, Immobilien und Politik. Seine fachliche Expertise sammelte er als Berater für Global Player sowie Mittelständler. Fournier studierte Wirtschaft und Deutsch in Paris und Dresden. Zur Zeit lebt er im Saarland und verstärkt seit Anfang 2019 das Euro Leaders-Team.